Morgen geht es auf die Fähre. Ja, diemal habe ich etwas Angst ... nicht vor einem Terroranschlag ... nein, vor den Grenzübertritten. Seit dem 13. November hat sich einiges geändert, sprich verschärft. Welche Auswirkungen das auf mein Projekt hat, wird sich zeigen.
Die Ungewissheit, was mich im Kosovo erwartet, macht mir ebenfalls Angst. Letztes Mal hatte ich Hilfe, doch diese artete
in eine ungesunde Abhängigkeit aus. Diesmal organisiere ich selber. Da
stellen sich natürlich Fragen wie: Wo werde ich im Kosovo übernachten?
Kann ich mich irgendwo an den Strassenrand stellen? Nimmt mich jemand
auf? Sind die Kosovaren gastfreundlicher als mir in Erinnerung blieb?
Ich möchte diesmal meinen Aufenthalt etwas ausgedehnter und sinnvoller
gestalten. Geht das überhaupt? Kann ich mich in den Tagesablauf des
Heims einbringen? Frage über Frage.
Klar mache ich mir nichts vor. Probleme stehen vor der Tür. Wüsste ich welche, könnte ich bis zur "Türöffnung" strategische Lösungen ausarbeiten. Eines weiss ich genau: An der albanischen Grenze spreche ich von Hilfsgütern für Albanien, an der kosovarischen Grenze werde ich das Kinderheim erwähnen. Bei der Heimreise spreche ich dann von meiner Adria-Ferienrundreise. Warum es kompliziert machen, wenn es auch einfach geht?
Ich hätte unbedingt meine Italienischkenntnisse rechtzeitig auffrischen sollen. Seit meinen Deutschunterrichtslektionen für italienische Kinder liegen mehr als 25 Jahre zurück; da ging viel verloren. Ich arbeite daran. In Italien schlage ich mich nicht so leicht mit Englisch durch, wie in den Skandinavischen Ländern.
Der Wetterbericht ist vorläufig noch gut. Für mich ist das insofern relevant, als dass ich weniger Gas zum Heizen brauche. Solange die Temperaturen nicht um den Gefrierpunkt herum liegen, genügt ein Überschlagen der Raumtemperatur. Ich bin hier bei 14 Grad sowieso die Einzige, die im T-Shirt herum läuft. Sollte der Winter Einzug halten, habe ich noch viele warme Kleider und für eine Woche Gas dabei. Ich erwarte nicht, irgendwo im Kosovo eine Stromsäule zu finden. Entsprechend muss ich die "Energie an Bord" einteilen.
Nein, es sind nicht genügend Spenden eingegangen, die diese zweite Fahrt finanzieren würden. Trotzdem wollte ich noch einmal fahren. Die letzte Fahrt war aus erwähnten Gründen nicht unbedingt befriedigend ausgefallen. Ich will meinen Einsatz mit einem anderen Gefühl abschliessen können... mit dem Gefühl, wirklich arme Menschen gefunden und ihnen ein bisschen Licht und Wärme in die Armut gebracht zu haben.
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