Heute geht gar nichts. Der Wind fegt über das Land und reisst beinahe die Satelitenschüssel vom Dach. An einen Spaziergang ist nicht zu denken und weiterfahren will ich jetzt noch nicht. Meine Komfortzone verlasse ich nicht so unbedacht.
Mir bleibt etwas Zeit, meine Berichte aufzuarbeiten. Meine gestrige Fahrt war sehr eindrücklich und hinterliess ziemliche Spuren. Am liebsten würde ich zurückfahren um ein Pferd und einen Hund zu erlösen, indem ich das Pferd dem Halter abkaufe und den Hund mit in die Schweiz nehme.
Aber alles der Reihe nach.
Warum ich hier parkiert habe? Damit ich unauffällig das folgende Gefährt, das ich kurz zuvor überholt habe, fotografieren konnte.
Ich kann leider nicht alle Tiere retten, obwohl es mir beinahe das Herz bricht, wenn ich solch magere Kreaturen sehe. Da wären Tierschutzmassnahmen angebracht und nicht an den Haaren herbeigezogen, wie das oft in Deutschland und in der Schweiz passiert.
Was sehe ich denn da im Abfall am Strassenrand? Einen toten Hund? Ich muss unbedingt nochmals umdrehen und mir das aus der Nähe ansehen.
Der lebt ja! Mitten im Abfallhaufen scheint er Zuhause zu sein. Sein Kollege verliess bei meinem Anblick das "Küderreich".
Er reagiert sogar auf meine Zurufe. Vielleicht ist er der Chef dieses Reviers. Er sieht überhaupt nicht unterernährt aus. Andere Länder, andere Tierhaltung.
Die Schafe kennen den Weg auch ohne Hirte. Wohin des Wegs? Ich sehe weit und breit kein Futter. Damals in Hurghada sah ich, wie sich die Ziegen den Magen mit Abfall gefüllt haben. Das ging von Papier über Orangenschalen bis zu Stoffresten - Hauptsache es sättigt.
Und er? Warum habe ich ihn nicht mitgenommen? Ich habe mit ihm einen Armuts-Test gemacht. Zuerst bekam er drei Hundegudelis. Danach hatte ich nur noch altes Brot. Er hat nicht gesagt, er brauche kein Brot sondern Frolic, er hat das harte Brot dankbar angenommen. Ein echter Hilfsbedürftiger. Ich werde es noch lange bereuen, ihn nicht mitgenommen zu haben. Dem Elend direkt ins Auge zu sehen und nicht zu handeln ist eine fragliche Verhaltensweise. Auch wenn ich ihn nicht hätte behalten können, wenigstens auffüttern und ihm einen guten Platz suchen, das hätte ich tun müssen.
Was habe ich zu Simon gesagt? "Ich gehe ja nicht nach Afrika und baue Brunnen. Ich helfe da, wo uns die Not anspringt". Wie geht es euch? Springt euch auch die Not an und ihr reagiert nicht?
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