Die fröhliche Kosovarin

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Kosovarin

Dienstag, 1. Dezember 2015

Bari nach Durrës

08:21 Uhr

Ich durchlebe jedesmal neu ein emotionales Weh, wenn ich einen vertrauten Platz verlassen muss. Einmal auf dem Weg, geht es wieder.

In Bari möchte ich in der IKEA noch einen Einkaufswagen erstehen. Andrea hat von der alten Frau erzählt, die den weiten Weg auf den Markt zurückzulegen hat. Da könnte ihr auf dem Heimweg so ein Wägeli gute Dienste leisten. Gestern habe ich auch von den Dörfern gelesen, die kein Wasser haben. Wie geht das? Ich lebe ja auch hauptsächlich von Feuttüchern, aber ohne Wasser ginge gar nichts bei mir. Heisst das, die Leute müssen das Wasser im nächsten Dorf abfüllen und zum Haus transportieren? Und wer kein Auto hat?

Den Einkauf in Bari verschob ich auf unbestimmte Zeit. Nachdem ich ständig neu in Einbahnstrassen geriet und dabei die Orientierung verlor, entschied ich, auf das Hafengelände zu fahren und zu verschiffen.


Das ging schneller als geplant, aber irgendwie bin ich nicht ganz auf der richtigen Fähre angekommen, jedenfalls nicht auf derjenigen, die ich letztes Mal benützt habe. Die 133.50 € liegen zwar absolut im Preis, aber es scheint sich hier um einen Luxusdampfer zu handeln. In der 10. Etage befindet sich eine Bar mit einem Bassin mittendrin. Ja genau, darauf habe ich gewartet.


Der Kinderpark ist super eingerichtet und auch da können die Kinder plantschen.


Ein Sitzungssaal und natürlich eine Luxuskabinenabteilung dürfen nicht fehlen. Ich möchte nicht wissen, was die Unterbringung in einer Kabine gekostet hätte. Meine billigste Preisklassenwahl verbannt mich in einen „Kinobestuhlungssaal“. Es ist hier sehr laut und ungemütlich. Wie überall gibt es ein paar rücksichtslose Menschen, die glauben, alleine auf der Welt zu sein. Ich freue mich schon 5 Stunden vor der Ankunft in Durrës auf das Wiedersehen mit meinem WOMO.

Um 20:15 Uhr öffnet das Selbstbedienungsrestaurant. Ich plane schon jetzt, dort genüsslich eine Lasagne zu verdrücken und sei es nur drum, meinen Aufenthaltsort vorübergehend verlassen zu können.

Für meine Fahrt nach Bari wählte ich heute nicht die Autobahn. Es war kürzer der Küstenstrasse entlang zu fahren. Ich möchte diese Fahrt nicht missen. Das musste ich gesehen haben um anders über den Abfall im Kosovo zu urteilen. Ich bin erschüttert! Unbeschreiblich erschüttert! Dreck und Gestank, wohin ich fuhr. Wie kommt es zu dieser respektlosen Haltung der Erde gegenüber? Hier würde ich niemals mit einem Hund spazieren gehen, nicht Fahrradfahren und erst recht nicht meine Ferien am Strand verbringen. Um Himmels Willen, was ist mit den Italienern los? Die grosse Kinderliebe kaufe ich ihnen nicht mehr ab. Wer seine Kinder liebt, hinterlässt ihnen nicht eine solche Misere.

Ich bin froh, schon so alt zu sein. Was da weltpolitisch, umwelttechnisch und zwischenmenschlich auf die nächsten Generationen zukommt versetzt mich täglich neu in Angst und Schrecken. Tönt etwas depressiv und ist es auch. Trotzdem bleibe ich allen noch etwas erhalten.




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