Die fröhliche Kosovarin

Die fröhliche Kosovarin
Kosovarin

Sonntag, 20. Dezember 2015

Melide TI

Endlich! Nach einer furchtbaren Fahrt bin ich angekommen. Ich lobe mir die Disziplin, die Ruhe und die Sauberkeit in der Schweiz.

Mein Blog wird weitergeführt, sobald ich eine neue Fahrt plane. Sollte sich der Sozialvorsteher von Dragash melden, werde ich euch selbstverständlich umgehend informieren. Schaut zwischendurch rein, aber ich denke, vor dem nächsten Herbst passiert hier nichts mehr. Ich werde jetzt nach Rügen fahren und sein, einfach sein.

Alle Kosovo-Hilfe-Interessierte bitte ich jedoch, vor allem Kinderkleider, Jacken, Decken und Spielzeug zu sammeln, damit ich im nächsten Herbst mein WOMO wieder füllen kann. Ich werde bestimmt dankbare Abnehmer finden.

Vielen Dank nochmals für die mentale und finanzielle Unterstützung.

Ich wünsche euch fröhliche und besinnliche Feiertage

Samstag, 19. Dezember 2015

Podgrad Slowenien / Fratta Italien

Kurz vor Podgrad, in Račice, befindet sich ein WOMO-Stellplatz. Kein Stom, kein Abwasser, kein Frischwasser, trotzdem ein guter Ansatz für ein erfolgreiches Projekt. Zwischen Trieste und Rupa gibt es nämlich noch keinen eingetragenen Stellplatz.

Ich hatte für den heutigen Tag sowieso noch einige Kilometer vorgesehen, also fuhr ich weiter. Mindestens Italien wollte ich noch erreichen. Für 1.07 € der Liter Diesel war es keine Frage, mit platschvollem Tank in Italien einzureisen. Die Preise dort sind meines Wissens gleich hoch wie in der Schweiz, mit dem Unterschied, dass in Italien mit dem Euro gerechnet wird ;-)

An der Bäckerei in Podgrad darf nicht vorbeigefahren werden. Kuchen, Pizza, Brote, alles getestet und für ausgezeichnet befunden!

Noch ein Wort zu den Autobahngebühren in Kroatien. Entweder haben sie nicht nur die Strecke, sondern auch noch die Zeit berechnet. Das heisst, 533 Kilometer mit 2 Übernachtungen kostete 46.50 Euro.  Wenn ich die Berg- und Talfahrten, diese Küstenkurvenstrassen, die Grenzübertritte, die Mautstationen, die Tunnelgebühr und die fehlende Gastfreundschaft zwischen Montenegro und Slowenien Revue passieren lasse, werde ich das nächste Mal wieder die Fähre nehmen und durch Italien fahren.


Der Grenzübertritt von Kroatien nach Slowenien empfand ich besonders interessant. Ich musste meinen Pass sowie die Autoausweise dem slowenischen Zöllner zeigen und durfte weiter fahren. Weiter fahren tönt gut. In Tatsache stand neben dem Kontrollhäuschen eine slowenische Zöllnerin. Sie verlangte meine Ausweispapiere. Dreimal musste sie ihre Forderung wiederholen, bevor ich reagieren konnte. Erst nachdem sie mich gefragt hatte, ob ich eigentlich Englisch verstehen würde, glaubte ich, richtig gehört zu haben. Innerhalb von 1 Meter wurden meine Grenzpapiere zweimal kontrolliert. Na ja, dem Kroaten war es wohl egal, wer ausreiste, nicht aber dem Slowenen, wer einreiste.

Erschwerend ist an der Balkanroute natürlich noch der LKW-Verkehr zwischen Trieste und Mailand; unbarmherzig, rücksichtslos und mörderisch. Mit einem PW mag das noch erträglich sein, mit einem WOMO werde ich diese Strecke nie mehr in meinem Leben zurücklegen.

Freitag, 18. Dezember 2015

Josipdol Kroatien



Überall am Strassenrand werden Orangen, Manderinen, Kaki, Nüsse, Kiwi, Olivenöl und Honig verkauft.


Ein mustergültiger Autobahn-Rastplatz! Gross, weitläufig, mit toller Fernsicht...


mit gastfreundlicher Einrichtung. Ob Sonne, Regen oder Schnee, eine Rast unter Dach ist garantiert.


Etwas erhöht das Kriegsdenkmal für die gefallenen Kroaten.

Trotz den schönen Bildern empfinde ich diese "Heimfahrt" durch die Balkanländer als sehr mühsam. Je weiter ich ins Landesinnere komme, je mehr beherrschen Nebel, Schnee, Passkontrollen, Mautstationen, keine Euros akzeptieren, usw. die Szene.

Der Moment ist da, wirklich Heimweh nach der Schweiz zu haben. Ich würde sofort wieder nach Kosovo, Albanien und Montenegro zurückkehren, aber nicht mehr diese Route für die Rückreise wählen.

Donnerstag, 17. Dezember 2015

Sitno Kroatien

Für diese schöne Strecke sollte eigentlich mehr Zeit zur Verfügung stehen.


Aber Weihnachten steht vor der Tür und die möchte ich mit meiner Familie feiern.
 

Da können mich die schönsten Strände nicht aufhalten.


Vielleicht ein anderes Mal; vielleicht nächstes Jahr im Herbst.

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Neum in Bosnien und Herzegowina

Endlich keine aufsässigen Hunde mehr. Auf dem Campingplatz in Buljarica Montenegro traute ich mich gar nicht mehr aus der WOMO-Türe. Sie standen sofort neben mir und schnappten nach allem, was ich in den Händen hielt. Mein Einkauf, der Zahnbecher, der Abwasch, die Wasserflaschen oder mein Strandholz, nichts war vor ihrem Fang sicher.


Hier in Neum stehe ich nicht alleine auf dem Platz. Ein Pärchen in einem interessanten Gefährt ist ebenfalls in den Balkanländern unterwegs. 


Zwar ziemlich entschleunigt, da der Traktor kaum 20 Stundenkilometer zurücklegt, dafür haben sie Zeit, für unterschiedlichste Erlebnisse und Erfahrungen mit den Einheimischen. Einmal hätten sie einen Sack mit 15 Kilo Kartoffeln geschenkt bekommen. Sind sie auf einem Privatgrund eingeladen, seien sie meistens auch noch zum Essen eingeladen. Sprachtechnisch haben die Zwei keine Probleme; er ist aus Italien, sie aus Frankreich und zusammen sprechen sie englisch.

Die Kirchenglocken, die beinahe in meinem Wohnmobil standen, läuteten sehr intensiv den Feierabend ein. Kein Problem, allemal besser als das ständige Hundegebell.

Dienstag, 15. Dezember 2015

Buljarica Montenegro


Mein nächster Einsatz wird ohne spezifisches Ziel gestartet. Einfach genug Kleider ins WOMO und ab in den Balkan.


Die Wäsche an der Wäscheleine ist ein aussagekräftiges Indiz, wie es um die Kaufkraft der Eigentümer steht.


Ein kleiner Trampelweg führt mich vom Campingplatz an den Strand.


Nicht sehr lang aber sauber. Für die paar Leute, die im Moment auf dem Campingplatz sind, scheint es weitläufig genug zu sein.

Montag, 14. Dezember 2015

Buljarica Montenegro

Heute geht gar nichts. Der Wind fegt über das Land und reisst beinahe die Satelitenschüssel vom Dach. An einen Spaziergang ist nicht zu denken und weiterfahren will ich jetzt noch nicht. Meine Komfortzone verlasse ich nicht so unbedacht.

Mir bleibt etwas Zeit, meine Berichte aufzuarbeiten. Meine gestrige Fahrt war sehr eindrücklich und hinterliess ziemliche Spuren. Am liebsten würde ich zurückfahren um ein Pferd und einen Hund zu erlösen, indem ich das Pferd dem Halter abkaufe und den Hund mit in die Schweiz nehme.

Aber alles der Reihe nach.


Warum ich hier parkiert habe? Damit ich unauffällig das folgende Gefährt, das ich kurz zuvor überholt habe, fotografieren konnte.


Ich kann leider nicht alle Tiere retten, obwohl es mir beinahe das Herz bricht, wenn ich solch magere Kreaturen sehe. Da wären Tierschutzmassnahmen angebracht und nicht an den Haaren herbeigezogen, wie das oft in Deutschland und in der Schweiz passiert.



Was sehe ich denn da im Abfall am Strassenrand? Einen toten Hund? Ich muss unbedingt nochmals umdrehen und mir das aus der Nähe ansehen.


Der lebt ja! Mitten im Abfallhaufen scheint er Zuhause zu sein. Sein Kollege verliess bei meinem Anblick das "Küderreich".


Er reagiert sogar auf meine Zurufe. Vielleicht ist er der Chef dieses Reviers. Er sieht überhaupt nicht unterernährt aus. Andere Länder, andere Tierhaltung.


Die Schafe kennen den Weg auch ohne Hirte. Wohin des Wegs? Ich sehe weit und breit kein Futter. Damals in Hurghada sah ich, wie sich die Ziegen den Magen mit Abfall gefüllt haben. Das ging von Papier über Orangenschalen bis zu Stoffresten - Hauptsache es sättigt.


Und er? Warum habe ich ihn nicht mitgenommen? Ich habe mit ihm einen Armuts-Test gemacht. Zuerst bekam er drei Hundegudelis. Danach hatte ich nur noch altes Brot. Er hat nicht gesagt, er brauche kein Brot sondern Frolic, er hat das harte Brot dankbar angenommen. Ein echter Hilfsbedürftiger. Ich werde es noch lange bereuen, ihn nicht mitgenommen zu haben. Dem Elend direkt ins Auge zu sehen und nicht zu handeln ist eine fragliche Verhaltensweise. Auch wenn ich ihn nicht hätte behalten können, wenigstens auffüttern und ihm einen guten Platz suchen, das hätte ich tun müssen.

Was habe ich zu Simon gesagt? "Ich gehe ja nicht nach Afrika und baue Brunnen. Ich helfe da, wo uns die Not anspringt". Wie geht es euch? Springt euch auch die Not an und ihr reagiert nicht?

Sonntag, 13. Dezember 2015

Buljarica Montenegro

Weit daneben mich am heutigen Morgen ausgeruht zu fühlen. Die Hunde sind einfach eine Plage. Sie streunen die ganze Nacht am gegenüber liegenden Hang herum und bellen ununterbrochen. Warum eigentlich? Es braucht wohl einige Zeit, bis man sich an diese Art Lärm gewöhnt hat.

Ich brauchte nicht zu überlegen, ob ich den Aufenthalt auf diesem Stellplatz verlängern sollte. Nur leider finde ich den Platz in Italien, der wegen seinem Schmutz und den Algen keinen Spaziergang am Strand zulässt, auch keine Option. Ich muss mich endlich wieder etwas bewegen können. Wo soll ich hin?

Bei den Recherchen über Sizilien kam ich zum Schluss, dieses Land einmal per Flug/Hotel und nicht mit dem WOMO zu besuchen. Das WOMO ist ein Klotz am Bein, wenn die Besichtigung eines Landes im Vordergrund steht und nicht das Leben in der Natur. Zudem sprechen sie anscheinend nicht wirklich Italienisch. Ich habe im Moment genug von diesem Sprachen-Ratatouille. Meine Sätze hören sich immer schlimmer an. Englisch, dann weiter in Französisch, dann noch gemischt mit Italienisch und Deutsch und zuletzt…Gopfridstutz die redä ja Schwiizertütsch!!!

Warum sollte ich eigentlich nicht durch das ehemalige Jugoslavien zurück reisen? Es bleiben mir noch zwei Wochen bis Weihnachten. Die Entscheidung ist gefallen. Ich fahre nach Norden in Richtung Shkodër in Albanien, Podgorica und nach Zavala, in Montenegro.


So unbekümmert geht man hierzulande mit Gasflaschen um. Ob er auch betet, bevor er sich mit seiner "heissen" Fracht auf den Heimweg macht?


Es gibt hier sowieso einige Gründe, um permanent mit einem Gebet auf den Lipen durch die Gegend zu gehen. 80 erlaubte Stundenkilometer inmitten regen Nachbarschaftsleben. Ob darum am Strassenrand so viele Gedenktafeln angebracht sind?


Nicht nur Schafe, sondern auch Truthähne werden hier behirtet. Freiheit pur für Vogel und Hirte.


Dem zufriedenen Hirten schenkte ich als Dank für das Foto ein Päckli Käse-Darvida. Nach dem kleinen Geschenk hätte ich nochmals fotografieren sollen, wie er vor Freude beinahe aus seinen Schuhen gehüpft ist.


Für die Tiere hört die Freiheit leider schnell wieder auf. Am Strassenrand wird das arme Federvieh für den Grill feilgehalten. Das Sonnendach gefällt mir, zeugt von Respekt dem Tier gegenüber und erinnert mich an meinen Onkel: Obwohl auf dem Bauernhof die Tiere Fleischlieferanten waren, wurden sie zu Lebzeiten liebevoll behandelt.


Meine Lieblingsfrüchte wachsen hier am Strassenrand. Nur leider hängen sie etwas zu hoch und logischerweise wäre das unerlaubte Pflücken eindeutiger Diebstahl. Ich habe echt keine Lust, wegen ein paar Kaki in Albanien eingelocht zu werden.



Eine hoch interessante und abwechslungsreiche Fahrt, die ich nicht missen möchte. Und natürlich ein Déjà-vu nach dem anderen. Die Tunnels sind immer noch so dunkel und furchteinflössend wie vor 40 Jahren und auf der Strecke zwischen Podgorica und Durmani vermisste ich die Leute, die damals aus dem Nichts am Strassenrand aufgetaucht sind. Eine erwähnenswerte Veränderung hat es zwischenzeitlich allerdings gegeben; für 5 € kann auf der Schnellstrasse ein beleuchteter Tunnel durchfahren werden.

Beim Eindunkeln fand ich endlich einen Zeltplatz. Was sind schon wieder meine Kriterien für einen Top-Stellplatz?
  1. TV-Verbindung
  2. Internetverbindung
  3. Stromanschluss
  4. ruhig
  5. nette Nachbarn oder keine ;-)
  6. Platz inklusive Strom sollte 15 € nicht übersteigen
Für 7€ bin ich heute voll dabei.

Camping Maslina
Buljarica BB
85300 Buljarica
Montenegro

http://www.campercontact.com/de/montenegro/montenegro-totaal/buljarica/29607/wohnmobilstellplatz-camping-maslina.aspx

Samstag, 12. Dezember 2015

Lezhë Albanien

Hier auf dem Campingplatz ist noch alles genau gleich wie bei meiner Abreise. Dieser Platz wird anscheinend gar nicht gepflegt. Es stinkt fürchterlich aus der Kanalisation, der Pool fault vor sich hin, die Duschen sind defekt, der Verantwortliche spricht weder Englisch noch Italienisch, das WLAN ist nur im verrauchten Restaurant während der Bürozeiten verfügbar. Schade, ein absolut zentraler Platz mit viel Potenial, der im Moment für das Gebotene einfach zu teuer ist. Eine Übernachtung, mehr nicht.



Vorerst nehme ich die Gelegenheit wahr, meine Handwäsche zu erledigen, Geschirr abzuwaschen, das Wasser aufzufüllen, das WOMO zu putzen und endlich aufzuräumen. Daneben muss ich denken, sehr viel denken. Es gelingt mir nicht immer. Beim Schlafen und beim Denken werde ich von der brüllenden Kuh die im Nachbargarten an einen Pflock gebunden ist und von dem Gebell der streunenden Hunde gestört.

Morgen fahre ich weiter. Ich habe entschieden, durch das ehemalige Jugoslavien zu reisen. Die Strecke durch Italien ist nach der dritten Fahrt doch ziemlich langweilig.

Donnerstag, 10. Dezember 2015

Prizren Kosovo


Anscheinend ist es in der Malishevë-Ecke noch nicht angekommen, dass alleinreisende Frauen kein Freiwild sind. Gestern Abend wurde ich noch mehrmals vom Angestellten und dem Securityman besucht. Natürlich wollten sie mir nur die Person vorstellen, die in der Nacht auf mich "aufpassen" würde. Diese Person missverstand wohl das "Aufpassen". Mitten in der Nacht klopfte er ans WOMO um mir ein paar Manderinen zu übergeben und um mir zu erzählen, wie kalt er hätte. Ich nahm die Manderinen, die ich ja wegen meiner Polyarthritis gar nicht essen darf und knallte ihm die Türe vor der Nase zu. Mein Bett ist besetzt! Das verzieh er mir nicht. Immer wieder kam er neben mein WOMO und liess seine Musik auf Volltouren laufen. Ich war am Morgen müder als beim Zubettgehen.

Schade habe ich Dragash verlassen. Wie hätte ich den Nebel im Tal erahnen könne? Das Benehmen des Securityman und die Suppe, in der ich auch noch am Morgen sass, erleichterten mir die Entscheidung, zurück nach Prizren zu fahren und Malishevë zu vergessen.

Auf der Autobahn sah man gerade mal 50 Meter weit. Sogar die Einheimischen fuhren sehr respektvoll Auto. Das muss so sein, wie sonst könnte ein Unfall mit einer Herde Ziegen und ihrem Hirten verhindert werden? Bei Gelegenheit wurde die Autobahn auch von einem streunenden Hund zum Seitenwechsel benutzt.

Mein Weg führte mich ins Behindertenheim in Prizren. Ich wollte dem normalen Wochenbetrieb beiwohnen. Und den habe ich dann auch erlebt. Da sassen sie, die Menschen. In den gleichen schmutzigen Kleidern wie das letzte Mal. Keine Stühle, nur ein paar kaputte Bänke und Tische; zum Heulen! Wir haben für die Tierhaltung strengere Regeln! Unter 2000 Sfr. ist da nichts zu machen. Da kann ich nichts verändern, weil niemand da ist, der verändern will.

Es gibt keine Fotos, weil die Direktorin nicht anwesend war und ich somit keine Erlaubnis dafür hatte. 

Ich habe es wohl erahnt, als ich einer Freundin schrieb: Herzlichen Dank für das Geld an die Stühle. Ich werde nächste Woche abklären, wie viele Stühle gebraucht werden und welche Ausführung gewünscht wird. Leider hat mich der Helfer der übersetzen sollte, im Stich gelassen. Mal sehen, was ich konkret erreichen kann. Sonst nehmt ihr dann das Geld für eine Patenschaft. Sobald ich Adressen habe, werde ich euch informieren. Es gäbe hier viel zu tun. Die richtige Abgabestelle zu finden ist schwierig. 

Es ist nicht möglich, alle Menschen zu retten, wir können auch nicht alle Tiere retten... und schon gar nicht, wenn wir die Zielgruppe nicht wirklich erreichen. Ich werde keine Stühle kaufen und das Geld zurück geben. Ich traue meinem Bauchgefühl das mir empfiehlt, dieser Leiterin nicht über den Weg zu trauen.

Mittwoch, 9. Dezember 2015

Malishevë Kosovo

Was ich in den vergangenen Tagen erlebt habe, sind sehr freundliche Kosovaren, auf deren Worte ich jedoch nicht wirklich und verlässlich zählen konnte. Der Kosovo ist die durchschnittlich jüngste Nation in Europa. Laut einer Volkszählung sind 50 % der Bevölkerung unter 25 Jahre alt.

Wer sich über die neuste Politik im Lande informieren möchte, bekommt im folgendne Bericht einen guten Einblick:

http://www.zvw.de/inhalt.asylserie-kosovo-ein-land-als-gefuehltes-gefaengnis.19838aba-d9d6-4933-8380-78270b6a668d.html

Über die hiessige Politik möchte ich mich nicht auslassen, eine besondere Politik, die mir täglich in den verschiedesten Fassetten begegnet. Ich höre, wer Verwandte im Ausland hat, kann einigermassen leben, wer niemanden hat, lebt am Existenzminimum, ist sehr gut ausgebildet oder bewegt sich im Sumpf der Korruption.

Wem ich wirklich vertrauen kann, weiss ich selten wirklich, aber der schon mehrmals gehörte Satz von Kosovaren überzeugt und lässt hoffen: "Ich habe was ich brauche, es gibt Leute, die wirklich auf Spenden angewiesen sind." Und wenn die Verantwortlichen vom Sozialamt in Dragash sogar das marode Fahrrad dankbar entgegen nehmen (ich wollte noch neue Schläuche und Pneus einkaufen) erkenne ich ein ehrliches Bemühen, am richtigen Ort Hilfestellung zu geben.


Meine Fahrt runter vom "Berg",  um in Richtung Malishevë zu fahren, war Überraschung pur. Unter mir lag das Nebelmeer.


Prizren lag im Nebel, die ganze Strecke bis nach Malishevë lag im Nebel, Malishevë lag im Nebel. Ich bin nicht ganz seetüchtig und auch im Auto wird es mir übel, wenn ich nicht aus dem Fenster in die Ferne sehen kann. Heute wurde mir übel. Mehr als 50 Kilometer durch diese Suppe zu fahren, machte mich krank.

Eingangs Malishevë hielt ich auf einem Kaufhaus-Parkplatz an und fragte nach, ob ich auf dem Platz übernachten könnte. Ich durfte.

Im Kaufhaus habe ich mir eine Wurst gekauft. So super! Beinahe habe ich sie mir selber genommen. Das darf man nicht. Man darf auch die Früchte nicht selber abwägen. Selber nehmen schon, aber gewägt wird sie vor Ort von einem Angestellten. Ein bisschen Schweden-Stile, damit alle etwas zu tun haben. Und wenn dann 5 unterbeschäftigte Angestellte im Laden herumstehen, hilft das, Sozialhilfekosten zu senken, weil die Lohnkosten auf den Geschäftsbesitzer abgewälzt werden. Alle etwas weniger, dafür tun alle etwas für das Wenige.

Wegen fehlendem TV-Empfang zog ich mir am Abend "Aeschbacher" und "Giacobbo/Müller" rein.

Dienstag, 8. Dezember 2015

Dragash Kosovo



Wie in Schweden wird auch hier das Schweizerkreuz als Spital- und Notfall-Logo gebraucht.



Ich könnte stundenlang von meinen Erlebnissen hier im Kosovo erzählen, allerdings hindert mich der Spruch eines deutschen Komikers daran: "Meine Frau geht 2 Stunden shoppen und danach weiss sie 3 Stunden lang davon zu erzählen. Wie geht denn das?"

Trotzdem noch ein paar Worte zu meinem Aufenthaltsort in Dragash. Ich verbrachte zwei Nächte auf dem Parkplatz vom örtlichen Spital.

Zwei Nächte, gibt folglich drei Geschichten:

Drei Minarette in unmittelbarer Nähe. Jetzt weiss ich, wie der Ruf des Muezzins tönt. Vor allem bei Sonnenaufgang schätze ich seinen Ruf zum Gebet nicht sonderlich. Auffällig ist der frühe Beginn des Arbeitstages. Die Geschäfte und auch die Gemeindeverwaltung öffnen zwischen 7:00 Uhr und 7:30 Uhr. Das hängt wohl mit der frühen Gebetsstunde zusammen. Ich gehe auch nicht mehr ins Bett, wenn ich mal auf bin. Dafür ist für viele um 15:30 Uhr Feierabend. Von Sonntagsruhe haben sie hier wohl noch nie etwas gehört. Punkt 8 Uhr nahm der Bagger seinen Dienst auf.

Schade! Einmal am Computer sitzend, sah ich eine riesige Liste offener Internetzugänge. Ich hatte schon monatelang kein so schnelles Internet mehr. Und erst noch im WOMO. Ich werde sofort ein paar Berichte schreiben. Geht das überhaupt bei dieser Lärmemission? Nein, zwar Internet, aber keine Nerven.

Die freilaufenden, bellenden Hunde könnte ich nicht nächtelang ertragen. Bei meinem Übernachtungsort lebt eine Hündin mit 4 Jungen und noch ein paar potentielle Deckrüden. Tagsüber wühlen sie in den Abfallsäcken die eh schon auf den Strassen liegen und nachts bellen die Tiere schier ununterbrochen. Unerklärlich. Ich fragte den Tierarzt, ob die Hündin nicht kastriert werden könnte, damit es nicht immer mehr herrenlose Hunde gibt. Die Leute lachten sich einen Bruch bei dieser Frage. Sobald zu viele wild lebende Hunde herumstreifen, werden sie erschossen, so einfach geht das. Falls ich Geld für die Kastration flüssig hätte, könnte ich es ins örtliche Schulwesen investieren. Macht Sinn, oder?

Mir sind Menschen wichtiger als Tiere!

von Andreas aus Niedersachsen

Ja, ich gebe es zu!
Ich hab Prioritäten!
Und es muss endlich mal gesagt werden:
Mir sind Menschen wichtiger als Tiere!


So, jetzt ist es raus!
Und ich finde das auch völlig normal!
Und das Gegenteil ist unnormal!
(Nein, sorry, da gibt es keine Toleranz!)
Und nun hören hoffentlich auch all die überflüssigen Rumhackereien auf, wenn es darum geht!

Geht es um Altenheime oder Tierheime: JA, mir sind Altenheime wichtiger!

Geht es um Senioren oder Kröten: JA, mir sind die Senioren wichtiger!

Geht es um obdachlose Menschen oder streunende Hunde: JA, mir sind die obdachlosen Menschen wichtiger!

Geht es um geliebte Verwandte oder geliebte Haustiere: JA, Hund und Katze können fast zu Familienmitgliedern werden, aber nach dem Stranden auf der Insel werden SIE an Kind, Frau oder Enkel verfüttert und NICHT umgekehrt!

Du hast ein Problem mit meiner Ansicht?!
Bedauerlich - aber das ist DEIN Problem - und ggf. das deiner Krankenkasse, die vielleicht Therapien gegen dein Problem finanziert.

ICH habe KEIN Problem mit meiner Ansicht!

Montag, 7. Dezember 2015

Prizren Kosovo

Normalerweise würde in Dragash um diese Zeit ein bis zwei Meter Schnee liegen. Ich geniesse jedoch wunderschöne und herrlich warme Wintertage. Die Erderwärmung mit ihren Wetterextremen hat den Weg auch hierher gefunden.


Für meine Entscheidung, in dieser Jahreszeit nochmals in den Kosovo zu fahren, zog ich den Wetterbericht bei. Es wird zwar etwas kühler, doch bis zum 14. Dezember sind keine Niederschläge angesagt und die Temperaturen liegen noch bis Donnerstag oberhalb der Nullgradgrenze; folglich gibt es auch keinen Schnee. Vor dem grossen Schnee muss ich nämlich das Gebirge, das den Kosovo umschliesst, verlassen haben. Trotz Schneeketten und Winterpneus würde ich meinem WOMO diese Berg- und Talfahrt nicht zumuten.

Diesen zwar lärmigen, doch wunderschönen Ort zu verlassen, macht mir schon Mühe. Täglich auf der Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz zu sein, ist sehr anstrengend.

Was ich mir für meinen Übernachtungsparkplatz wünsche, wenn er absolut perfekt sein sollte:
  1. TV-Verbindung
  2. Internetverbindung
  3. Stromanschluss
  4. ruhig
  5. nette Nachbarn oder keine ;-)
  6. Platz inklusive Strom sollte 15 € nicht übersteigen
Meine legendäre Kompromissbereitschaft kommt mir absolut zugute. Wenn es kein TV gibt, schaue ich am Computer Giacobbo/Müller oder Aeschbacher. Gibts keinen Stromanschluss, verzichte ich auf den Kaffee aus der Kaffeemaschine. Ist es nicht ruhig, stelle ich auf „lauter“ und wenn die Nachbarn nerven, ziehe ich weiter. Da ich des öfteren gratis übernachte, darf es auch mal die vorgesehenen 15 € übersteigen.

Heute liess ich an einer Gas-Tankstelle in Dragash meine Gasflasche auffüllen. Hej, ich wusste gar nicht, dass das so einfach geht. Zwar lief ziemlich viel Gas daneben. Obwohl eine Gruppe Kinder um das anscheinend interessante Geschehen stand, füllte der Tankwart völlig respektlos meine Gasflasche bis obenhin. Meine Intervention nützte gar nichts. Bevor ich sie am Abend in Betrieb nahm, habe ich mich mit einem intensiven Gebet von dieser Welt verabschiedet.

Sonntag, 6. Dezember 2015

Dragash Kosovo

Bei einem kurzen Abstecher ins nächstgelegene Dorf Vranishtë, kam ich mit den Dorfbewohnern ins Gespräch. Eigentlich eher umgekehrt. Das Schweizer Kennzeichen mobilisiert immer wieder die potentiellen Spendenanwärter. Zuerst habe ich gar nicht verstanden, was die von mir wollten. Mit der Zeit wurde klar, welch einträgliche Geschäfte mit Hilfsorganisationen erwartet wurden. Ich mag ja wie ein Helfer-Tussi aussehen, aber deswegen bin ich noch lange keins. Wenn mir nach den ersten Sätzen schon eine NON-Governmental-Organisations-Adresse in die Finger gedrückt wird, auf die Spendengelder einbezahlt werden können, werde ich ungemütlich. Auch Schweizer müssen das Geld zuerst verdienen und ganz bestimmt beträchtliche Leistungen dafür erbringen.

Ja, ich habe es gesehen. Es handelt sich hier bestimmt nicht um ein Vorzeigeschulzimmer,


trotzdem wurde ich das beklemmende Gefühl nicht los,


dass es sich hier nur um ein Vorzeige-Objekte für Hilfsorganisationen handelt. 


Diese vorsintflutliche Computer sind bestimmt nicht mehr einsetzbar...


und könnten längst, zugunsten einer Grossreinigung, entsorgt werden.


Überhaupt, die Kinder werden zentralisiert die Schule besuchen können. Diese Räumlichkeiten sind im Gegensatz zum Behindertenheim, unbenutzt. Keine Angst, hier werde ich bestimmt nicht investieren.

Ich kann mich nicht zurückhalten, den Satz aus dem Munde eines Einheimischen wiederzugeben: "Wir brauchen keine Kleider, wir brauchen Geld." Ok, das ist eine klare, wenn auch von mir nicht umsetzbare Botschaft. Putzen braucht nämlich Einsatz und nicht Geld.

Meine Entscheidung, die Hilfsgüter beim Sozialamt der Gemeinde Dragash abzugeben, war einfach super. Mein Vertrauen geht an Ibrahim und Basri


Samstag, 5. Dezember 2015

Dragash Kosovo

Ja, ja, wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen.

Gestern traf ich an der kurvenreichen Strasse nach Dragash auf die Polizei und fragte sie, wohin ich mit meiner Kleidersammlung wohl gehen sollte. Zuerst einmal dankten sei mir herzlich für den Einsatz. Es gäbe hier immer noch viele arme Menschen. Auf der Gemeindeverwaltung würden sie mir bestimmt weiter helfen können. Dragash ist Amtssitz der gleichnamigen Gemeinde mit 35 weiteren dazugehörenden Ortschaften. Viele der Ortschaften sind in dieser gebirgigen Gegend allerdings schwer zugänglich.


Im Gemeindehaus stiess ich nach kurzem Hin und Her auf einen Deutsch sprechenden Mitarbeiter. Zusammen besuchten wir dann den Direktor vom Sozialamt. Wir besprachen den Hilfsgüter-Einsatz und ob und wie er in Zukunft aussehen könnte. Meine Idee mit den Patenschaften wurde sehr dankbar und positiv aufgenommen. Der Direktor wird eine Liste zusammen stellen und uns Vorschläge unterbreiten. Darüber dann mehr zu einem späteren Zeitpunkt. Er wird mir auch mitteilen, wer von den Kleidern, Decken und Spielsachen profitieren konnte. Bei ihm werden die Sozialgelder abgeholt und daher weiss er ziemlich genau, wer auf dem Existenzminimum lebt und das seien nicht wenige. Die beiden Herren haben mir einen sehr seriösen und verlässlichen Eindruck gemacht.


Sofort waren auch die Gemeindehelfer zur Stelle, die beim Ausladen mit anpackten. Eine gute Stimmung, die auf eine gute Team-Führung schliessen lässt.

Leider war meine Kamera falsch eingestellt, was ich ohne Brille nicht sehen konnte.

Freitag, 4. Dezember 2015

Dragash Kosovo


Aller „guten Dinge“ sind Drei. Dieser Regel hatte ich scheinbar unbedingt gerecht zu werden.

1. Vor meinem Start in den Kosovo wollte ich noch schnell mit Simon Skypen. Dafür musste ich ins Café vom Campingplatz. Ehrlich... ich wusste bis anhin nicht, dass ich auf Zigarettenrauch allergisch reagiere. Katzen ja, aber alles Weitere war mir absolut neu. Plötzlich begann ich zu japsen und nach Luft zu ringen. Mit Müh und Not erreichte ich noch meine Notfall-Tropfen im WOMO. Ich legte mich aufs Bett und wartete auf das einigermassen normale Funktionieren meiner zuständigen Organe. Es dauerte lange, bis ich mich erholt genug fühlte, um meine Fahrt in den Kosovo anzutreten.


2. Kaum gestartet, sah ich wieder diese blätterlosen Kakibäume und wollte sie unbedingt fotografieren. Dafür stellte ich das WOMO in eine Parknische auf der Autobahn. Zurück im WOMO wollte ich mir für die Fahrt noch die Wasserflasche zurecht legen. Dies kam mir erst in den Sinn, nachdem ich den Motor gestartet hatte. Also nahm ich den Gang raus und holte die Flasche aus dem Kühlschrank. Ein Blick aus dem Fenster liess mir beinahe das Blut in den Adern gefrieren ... die Landschaft zog ruhig an mir vorbei. Bis mein Hirn das Gesehene umgesetzt und in einen Kausalzusammenhang gebracht hatte, verging höchstens eine Hundertstelssekunde. Mit einem Satz wuchtete ich mich hinter das Steuer knallte beide Füsse auf die Pedalen. Das WOMO stand. Nur noch den Vorwärtsgang rein und weg aus der Gefahrenzone. Wieviel Glück und Bewahrung ich dabei hatte, ist unbeschreibbar. Würde ich Hochprozentiges lieben, wäre nach diesem Schrecken ein Schnaps angesagt gewesen.

3. Unterwegs musste ich dann halb dringend auf die Toilette. Zur Verhinderung einer absoluten Notwendigkeit am Zoll, legte ich kurz vor dem Grenzübergang in den Kosovo noch einen Halt ein. Vorbildlich warf ich vor der Weiterfahrt einen Blick in den Rückspiegel. Was war denn das? Da schaute doch meine Schneeschaufel verdächtig weit über die Gepäckkiste hinaus. Was um Himmels Willen macht denn meine Schneeschaufel auf statt in der Kiste? Ich Huhn habe die Schneeschaufel und den Reisbesen, auf die Gepäckkiste gelegt und nicht zurückgepackt, als ich in der Kiste handierte. Wieviel Glück ist mir heute Morgen widerfahren? Eigentlich spreche ich in solchen Fällen nicht gerne von Glück, sondern von Bewahrung. Eine kurze Standortbestimmung bestätigte mir mein „Behütet sein“. Ich konnte dankbar und getrost meinen Weg weiter gehen. Diese drei Geschehnisse haben mich aufmerksamer werden lassen und das ist eine gute Prävention.

Apropos Prävention hatte ich, nach der Willkommensheissung an der kosovarischen Grenze, ein lustiges Erlebnis.

Kurz nach der Grenze entschied ich mich absolut unvorbereitet für eine Fahrt nach Dragash. Es sei eine der ärmsten Regionen vom Kosovo und leider auch eine der gefährlichsten. Besonders so nahe an der Grenze wurden zu Kriegszeiten Minenfelder angelegt. Durch heftige Regenfälle, Schnee und das Schwemmwasser verschob es einzelne Minen die dadurch bis heute nicht gefunden und nicht vollständig weggeräumt werden konnten.

Um mein Ziel zu erreichen musste ich die Autobahn meiden und über die Landstrasse fahren. Gemütlich, und natürlich sehr interessiert an der Umgebung, fuhr ich durch die Landschaft. Vor mir schwankte ein Junge auf seinem Fahrrad dem Strassenrand entlang. Natürlich ohne Helm und sicher auch als Neuling im Strassenverkehr. Mir kamen die Fahrradhelme in den Sinn, die mir Sylvia mit auf den Weg gegeben hat. Ich parkte mein WOMO an den Strassenrand, nahm den kleinsten der Helme, stieg aus und stoppte den Jungen.


Ohne viele Worte setzte ich dem strahlenden Kerlchen den Helm auf den Kopf. Weil wir der Sprache des Anderen nicht mächtig waren, kam von beiden Seiten ein glückliches „Daumen hoch“... und weiter ging die Reise.


Ich wünsche immer gute Fahrt.

Donnerstag, 3. Dezember 2015

Lezhë Albanien

Gestern Abend bin ich um 23:00 Uhr in Durrës angekommen und habe gleich im Fährhafen, eingebettet zwischen den LKWs, übernachtet. Es hat niemanden interessiert, was sich in meinem WOMO befindet. Ein Zöllner fragte kurz, was ich in Albanien vorhabe. Da ich ihn nicht verstanden habe, gab er die Fragerei auf. Es ist sowieso besser, nicht mit Sprachkenntnissen aufzutrumpfen. Die Polizei und die Zöllner, die kein Englisch sprechen, wollen nichts mit mir zu tun haben und das bevorzuge ich.

Gut, über die kosovarische Grenze bin ich noch nicht gefahren und anscheinend ist die Rückfahrt in die Schweiz, respektive nach Italien, um etliches schwieriger als umgekehrt. Das ist heute noch nicht mein Problem. Ich übernachte auf dem Stellplatz bei Dusche und Strom.



Dienstag, 1. Dezember 2015

Bari nach Durrës

08:21 Uhr

Ich durchlebe jedesmal neu ein emotionales Weh, wenn ich einen vertrauten Platz verlassen muss. Einmal auf dem Weg, geht es wieder.

In Bari möchte ich in der IKEA noch einen Einkaufswagen erstehen. Andrea hat von der alten Frau erzählt, die den weiten Weg auf den Markt zurückzulegen hat. Da könnte ihr auf dem Heimweg so ein Wägeli gute Dienste leisten. Gestern habe ich auch von den Dörfern gelesen, die kein Wasser haben. Wie geht das? Ich lebe ja auch hauptsächlich von Feuttüchern, aber ohne Wasser ginge gar nichts bei mir. Heisst das, die Leute müssen das Wasser im nächsten Dorf abfüllen und zum Haus transportieren? Und wer kein Auto hat?

Den Einkauf in Bari verschob ich auf unbestimmte Zeit. Nachdem ich ständig neu in Einbahnstrassen geriet und dabei die Orientierung verlor, entschied ich, auf das Hafengelände zu fahren und zu verschiffen.


Das ging schneller als geplant, aber irgendwie bin ich nicht ganz auf der richtigen Fähre angekommen, jedenfalls nicht auf derjenigen, die ich letztes Mal benützt habe. Die 133.50 € liegen zwar absolut im Preis, aber es scheint sich hier um einen Luxusdampfer zu handeln. In der 10. Etage befindet sich eine Bar mit einem Bassin mittendrin. Ja genau, darauf habe ich gewartet.


Der Kinderpark ist super eingerichtet und auch da können die Kinder plantschen.


Ein Sitzungssaal und natürlich eine Luxuskabinenabteilung dürfen nicht fehlen. Ich möchte nicht wissen, was die Unterbringung in einer Kabine gekostet hätte. Meine billigste Preisklassenwahl verbannt mich in einen „Kinobestuhlungssaal“. Es ist hier sehr laut und ungemütlich. Wie überall gibt es ein paar rücksichtslose Menschen, die glauben, alleine auf der Welt zu sein. Ich freue mich schon 5 Stunden vor der Ankunft in Durrës auf das Wiedersehen mit meinem WOMO.

Um 20:15 Uhr öffnet das Selbstbedienungsrestaurant. Ich plane schon jetzt, dort genüsslich eine Lasagne zu verdrücken und sei es nur drum, meinen Aufenthaltsort vorübergehend verlassen zu können.

Für meine Fahrt nach Bari wählte ich heute nicht die Autobahn. Es war kürzer der Küstenstrasse entlang zu fahren. Ich möchte diese Fahrt nicht missen. Das musste ich gesehen haben um anders über den Abfall im Kosovo zu urteilen. Ich bin erschüttert! Unbeschreiblich erschüttert! Dreck und Gestank, wohin ich fuhr. Wie kommt es zu dieser respektlosen Haltung der Erde gegenüber? Hier würde ich niemals mit einem Hund spazieren gehen, nicht Fahrradfahren und erst recht nicht meine Ferien am Strand verbringen. Um Himmels Willen, was ist mit den Italienern los? Die grosse Kinderliebe kaufe ich ihnen nicht mehr ab. Wer seine Kinder liebt, hinterlässt ihnen nicht eine solche Misere.

Ich bin froh, schon so alt zu sein. Was da weltpolitisch, umwelttechnisch und zwischenmenschlich auf die nächsten Generationen zukommt versetzt mich täglich neu in Angst und Schrecken. Tönt etwas depressiv und ist es auch. Trotzdem bleibe ich allen noch etwas erhalten.




Manfredonia Sciali di Lauro

Morgen geht es auf die Fähre.  Ja, diemal habe ich etwas Angst ... nicht vor einem Terroranschlag ... nein, vor den Grenzübertritten. Seit dem 13. November hat sich einiges geändert, sprich verschärft. Welche Auswirkungen das auf mein Projekt hat, wird sich zeigen.

Die Ungewissheit, was mich im Kosovo erwartet, macht mir ebenfalls Angst. Letztes Mal hatte ich Hilfe, doch diese artete in eine ungesunde Abhängigkeit aus. Diesmal organisiere ich selber. Da stellen sich natürlich Fragen wie: Wo werde ich im Kosovo übernachten? Kann ich mich irgendwo an den Strassenrand stellen? Nimmt mich jemand auf? Sind die Kosovaren gastfreundlicher als mir in Erinnerung blieb? Ich möchte diesmal meinen Aufenthalt etwas ausgedehnter und sinnvoller gestalten. Geht das überhaupt? Kann ich mich in den Tagesablauf des Heims einbringen? Frage über Frage.

Klar mache ich mir nichts vor. Probleme stehen vor der Tür. Wüsste ich welche, könnte ich bis zur "Türöffnung" strategische Lösungen ausarbeiten. Eines weiss ich genau: An der albanischen Grenze spreche ich von Hilfsgütern für Albanien, an der kosovarischen Grenze werde ich das Kinderheim erwähnen. Bei der Heimreise spreche ich dann von meiner Adria-Ferienrundreise. Warum es kompliziert machen, wenn es auch einfach geht?

Ich hätte unbedingt meine Italienischkenntnisse rechtzeitig auffrischen sollen. Seit meinen Deutschunterrichtslektionen für italienische Kinder liegen mehr als 25 Jahre zurück; da ging viel verloren. Ich arbeite daran. In Italien schlage ich mich nicht so leicht mit Englisch durch, wie in den Skandinavischen Ländern.


Der Wetterbericht ist vorläufig noch gut. Für mich ist das insofern relevant, als dass ich weniger Gas zum Heizen brauche. Solange die Temperaturen nicht um den Gefrierpunkt herum liegen, genügt ein Überschlagen der Raumtemperatur. Ich bin hier bei 14 Grad sowieso die Einzige, die im T-Shirt herum läuft. Sollte der Winter Einzug halten, habe ich noch viele warme Kleider und für eine Woche Gas dabei. Ich erwarte nicht, irgendwo im Kosovo eine Stromsäule zu finden. Entsprechend muss ich die "Energie an Bord" einteilen.

Nein, es sind nicht genügend Spenden eingegangen, die diese zweite Fahrt finanzieren würden. Trotzdem wollte ich noch einmal fahren. Die letzte Fahrt war aus erwähnten Gründen nicht unbedingt befriedigend ausgefallen. Ich will meinen Einsatz mit einem anderen Gefühl abschliessen können... mit dem Gefühl, wirklich arme Menschen gefunden und ihnen ein bisschen Licht und Wärme in die Armut gebracht zu haben.




Spendenkonto

Für alle, die keine Spendenkontonummer gefunden haben ;-)


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Postkonto für Schweizer Franken: 
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Allen bisherigen und zukünftigen Spendern danke ich an dieser Stelle ganz herzlich.

Das Behindertenheim braucht dringend Stühle. Wie bereits erwähnt, ist für uns die Kaufkraft natürlich im Kosovo am grössten. Ich werde diese folglich in Prizren einkaufen, allerdings nur, sofern ich vor Ort nochmals die Notwendigkeit sehe und genügend Geld eingegangen ist. Ich für meinen Teil habe mein Spenden-Soll erfüllt.