Die fröhliche Kosovarin

Die fröhliche Kosovarin
Kosovarin

Montag, 30. November 2015

Manfredonia Sciali di Lauro

Alles im grünen Bereich. Heute musste ich endlich meine Wäsche erledigen und mich vor der bevorstehenden Fahrt ausruhen. Die wirren Träume der letzten Nacht sind etwas in den Hintergrund gerückt. Natürlich werde ich nicht mehr so einfach nach Albanien und in den Kosovo einreisen wie das letzte Mal. Zwischenzeitlich waren ja die Terroranschläge in Frankreich. Schon die Albanien-Ausreise und die Italien-Einreise waren danach auffällig aufwändig und zeitraubend. Besser wird es diesmal nicht sein. Mir macht es schon etwas Angst.

Zudem erwarte ich noch Antwort von Arian. Auch die Antwort von Behars Bruder ist noch ausstehend. Wenn sie mir im Kosovo wirklich behilflich sind, würde alles etwas leichter gehen. Andernfalls packe ich es einfach mal an und löse die Probleme wenn sie sich stellen.

Mein Waschtag bei 14 Grad und schönstem Wetter.


Da hängen keine Früchte ... sondern meine Unterwäsche....


und meine Socken. Es ist genügend warm, um die Wäsche im Freien zu trocknen. Weit und breit keine anderen Campeure, also nutze ich den Gartenzaun als Wäscheleine.

Die Sonne bekommt nicht nur der Wäsche gut, auch auf mich wirkt sie positiv-stärkend. Ich vergesse das Häuschen auf Rügen und gestalte meine Zukunft als Insel-Saison-Wanderin. Den Herbst verbringe ich auf der schwedische Ostseeinsel Öland, Weihnachten feiere ich auf Sizilien, das Osternest suche ich auf Rügen und den Sommer geniesse ich in Lappland. 

"I mean it exactly the way I say it. Anyone who knows me believes it." 

Sonntag, 29. November 2015

Manfredonia Sciali di Lauro

Heute um 16:00 Uhr bin ich todmüde auf dem Campingplatz angekommen. Ohne LKWs war die Fahrt sehr entspannend, aber weit.

Um Mailand herum habe ich ungefähr 15 Euro Mautgebühren bezahlt. Von Mailand bis nach Foggia kostete das Vergnügen 55.20 Euro.

Während der Fahrt hörte ich mir aufgezeichnete Nachtwach-Sendungen an. Sehr informativ und oft auch Tränendrüsen strapazierend.

Am Abend setzte ich mich mit einer Kerze an den Strand. Das rauschende Meer und die beleuchtete Stadt Manfredino in der Ferne, wirkten entspannend auf meine Seele. In tiefen Gedanken versunken liess ich den Tag ausklingen... eine Stimmung, die mir einen tiefen, sehnsüchtigen Seufzer entlockte.

Samstag, 28. November 2015

Bologna Autobahnraststätte

Kein Internet!

Wie die Blogeinträge trotzdem erscheinen? Vorprogrammieren nennt sich das.

* * * * 

Mit zwei guten Adressen bin ich diesmal auf dem Weg in den Kosovo. Es braucht wie gesagt nicht unbedingt einen Sprachmittler um zum Ziel zu kommen. Die guten Gedanken die mich begleiten und ich ... wir schaffen das schon.

Heute Vormittag war ich noch mit Schreiben und Einkaufen beschäftigt. Ohne meinen Kaffee gehe ich nirgends hin und der Einkauf im Denner stand auch noch bevor. Ein paar Packungen Spaghetti und Tomatensauce musste schon noch ins Gepäck. Vielleicht will ich ja mal Spaghetti kochen. Und noch ein Flan für alle, die im Haus übernachten. Die Sonne scheint und es ist 14 Grad. Absolut optimal für meine Gelenke und die weite Reise.

Nachdem ich die Euro-Noten für die Mautstationen bereitgelegt hatte und die aufgenommenen Radiosendungen "Nachtwach" gestartet hatte, konnte ich losfahren. Auf in den Stress der italienischen Autofahrer, die mich aushupen, wenn ich bei vorgeschriebenen 60 nur 80 fahre und vordrängeln... von rechts und links. Hoffentlich kommt nie einer von vorne!!!

Freitag, 27. November 2015

Melide TI

Unglaublich, heute habe ich einen Stundenlohn von 480Sfr. generiert. Man rechne: 8 Arbeitsstunden pro Tag à 480Sfr. und das 20 Arbeitstage pro Monat, gibt ein Monatseinkommen von 76'800 Sfr. Wirklich unglaublich!

In aller Früh machte ich mich auf den Weg zu Rebekka. Im Treppenhaus unter der Kellertreppe waren immer noch die vielen Kleidersäcke gelagert, die ich, aus Platzgründen, das letzte Mal nicht mit in den Kosovo nehmen konnte. Mühsam schleppte ich all die vielen Säcke die Treppe hoch an die frische Luft. Mein WOMO war etwas entfernt parkiert, weil es vor dem Haus kein freies Parkfeld gab. All die Säcke jetzt zum WOMO schleppen, kam mir vor wie " der Prophet, der nicht zum Berg kommt und darum der Berg eben zum Propheten kommt". Also holte ich das WOMO zum Gepäck. Nein, nein, die Frau von der Zürcher Kantonspolizei habe ich nicht auch noch geholt, die kam ganz von alleine. 40 Sfr. Busse wegen falschem Parkieren. 

Ich gab ihr zu verstehen, dass sie mit dieser Aktion das Kosovo-Spendengeldkonto plündere und ich darüber "not amused" sei. Zudem entspreche es auch nicht einer "artgerechten Haltung", mich in meinem Alter, mit diesen schweren Säcken, auf dieser langen Strecke herumzujagen. Die gute Frau gab mir dann fürs "Herumjagen". "Fünf Minuten und keine Sekunde länger, danach ist dieses Auto weg." 

Also ich meine, in 5 Minuten nicht 40 Sfr. ausgegeben zu haben, rechtfertigt meine eingangs aufgestellte Rechnung. Bei einem Monatseinkommen von 76'800 Sfr. liess ich mich nicht zweimal bitten. Ich rannte, wie von einer Tarantel gestochen hin und her und warf die Säcke im weiten Bogen durch die offene Türe ins Wohnmobil. Ein herrliches Durcheinander, das ich auf der nächsten Raststätte, immer noch nicht amused, etwas zu ordnen versuchte.

In Altdorf besuchte ich noch kurz den Willhelm und deckte mich in einer Kinderbörse mit Spielsachen ein. Nächstes Jahr werde ich früher mit Sammeln beginnen, damit ich kein Spielzeug mehr kaufen muss.

Trotz Wochenendbeginn und schwarzer Freitag, kam ich gut durch den Gotthard. Ab Bellinzona stand ich dann gut erkennbar im Stau. Tessin eben.

Donnerstag, 26. November 2015

Zürich

Wer viel besitzt hat viel zu verlieren. Dabei können wir nichts Materielles mitnehmen, wohin es nach unserem Tode auch geht.

Am Abend durfte ich wieder zwei Fahrräder abholen. Es wäre ja schade, mit einem leeren Fahrradträger in den Kosovo zu fahren. Zudem konnte sich Sylvia von ihrem Garn und ihrem Bastelmaterial trennen. Vielen Dank;-) Da bin ich mal gespannt, was wir im Kosovo damit anstellen. Der Umzug von Sylvia und Jürg kommt auch dem Behindertenheim im Kosovo zugute. Ich konnte  "dies und das" noch einpacken.

Nächste Woche ist schönes Wetter. Ich werde folglich so schnell wie möglich losfahren, spätestens am Montag den 30. November, damit ich einigermassen sicher im Süden ankomme. Zudem möchte ich noch vor dem Weihnachtsverkehr über das Wasser und wieder zurück. Während den Ferien wird alles teuerer. Mein Traum, einmal Weihnachten in Italien zu feiern, werde ich mir dieses Jahr erfüllen. Die Terminierung passt! Ich freue mich auf eine richtig sentimentale, katholische Christmesse.

Heute Nachmittag habe ich bis in den späten Abend vergebens auf einen für mich wichtigen Anruf gewartet. Das könnte meinen "Abflug" in den Kosovo vorverschieben. Was soll ich in der Schweiz? Ich kann ja nicht alle 3 Wochen mit meinen Freunden Abschied feiern.

Ich bin immer noch erfolglos auf der Suche nach einem, meinem Gesundheitszustand angepassten Betreuungsplatz für Naira, im Sinne von Entlastung.


Mittwoch, 25. November 2015

Entscheidung getroffen

Jawohl, die Entscheidung ist gefallen. Ich fahre nochmals in den Kosovo um das Behindertenheim zu unterstützen. Sollte ich mich unterwegs anders entscheiden, geht meine Fahrt nach Patras ins Waisenhaus das Ulla mir empfohlen hat.

Voraussichtlich werde ich ein paar Tage dort bleiben um meine Fähigkeiten als Sozial- und Erlebnispädagogin einzubringen. Mir fehlt im Moment jegliche Motivation, mein Leben zu geniessen. Ich muss, vor dem endgültigen Ruhestand, noch dringend ein paar Bäume ausreissen.

Was ich für meine Fahrt dringend brauche:
Bettwäsche
Wollresten
Stoffresten
Nähmaschine
Stricknadeln, Häklein
Nähfaden
Bastelmaterial
Malutensilien
Schreibzeug
Trampolin
Trottinet
Fahrrad
Trainer für Gross und Klein
Nonverbale Spielsachen wie Memory, Steckspiele, Würfelspiele
Decken
Winterjacken
Kleider für Kinder von 6 bis 13 jährig
Holzharassen für ein grosses Warengestell
warme Schuhe für Kinder und Erwachsene
Geldspenden

Was ich für die Fahrt nicht brauche:
Esswaren (das ist im Kosovo eindeutig viel günstiger)
gekaufte Kleider (das ist im Kosovo eindeutig viel günstiger)
Erwachsenenkleider ausser warme Jacken und warme Schuhe

Bitte sagt es weiter und gebt mir eine E-Mail, wenn ihr Sachen zur Verfügung stellen könnt. Ich starte am nächsten Sonntag.

Anderen etwas Gutes tun, als Form der Barmherzigkeit, gilt im Buddhismus als Grundhaltung. Bei uns wird schnell abschätzig das Wort "Helfersyndrom" benutzt. Den Ärmsten im In - und Ausland zu helfen ist in meinen Augen eine Pflicht. Die deutschen Politiker sind darum aufgerufen, weise zu handeln, sonst entfacht ein bürgerkriegartiger Schwelbrand; oder hat er schon begonnen? Barmherzigkeit, Verlustangst und Defizitdenken ertragen sich schlecht.

Dienstag, 24. November 2015

On road

Es ist in dieser Kosovo-Sache noch längst nicht das letzte Wort gesprochen. Je mehr Abstand ich habe, umso klarer wird mein nächster Einsatz.

Montag, 23. November 2015

On road

Offensichtlich liege ich irgendwo am Strand und erhole mich ;-) oder aber ich habe Nachwehen und brauche .... keine Ahnung was.

Sonntag, 22. November 2015

On road

... auf der erfolglosen Suche nach einem Stellplatz an einem sauberen Strand.

Nein, ich würde nie sagen, dass es im Kosovo keine armen Leute gibt. Die gibt es überall.

Im Behindertenheim wäre dringend Hilfe nötig!!! Auf den Fotos sind nur erwachsene Bewohner zu sehen, aber es handelt sich um eine Station, die unter der Woche von Eltern mit behinderten Kindern besucht wird. Leute die dringend Hilfe brauchen. Weitere Kinderkleider werden also dankbar entgegen genommen. Die Heimbewohner sind vorderhand ausgestattet.


Es geht auch um die sinnvolle Beschäftigung dieser Menschen. Ich sollte dringend Wollreste mitnehmen, damit ein Produkt hergestellt werden kann, das Verkaufswert hat und entsprechenden Erlös einbringt. Flickdecken könnten zum Beispiel hergestellt werde.


Noch dringender benötigt es Arbeitseinsätze im Sinne von "Hilfe zur Selbsthilfe". Wer macht mit? Wer kommt mit?

Das Problem meines Einsatzes war, dass ich nicht nach Malishevo begleiten wurde. Genau darum bin ich nicht an den Brennpunkten angekommen. Dort leben nämlich Romas unter den ärmlichsten Verhältnissen. Eines ist klar; meine Fahrt in den Kosovo war nicht ohne. Ein Satz aus einer E-Mail: "Respekt, was Du da gewagt hast." Ich will und kann mich im Internet nicht über die Balkan-Politik äussern, aber ich hätte einen Schritt weiter gehen sollen und den Weg im Kosovo alleine wagen sollen.

Samstag, 21. November 2015

Rimini

Momentan ruhe ich mich aus und bereite mich für den nächsten Einsatz vor. Ob der mich in den Kosovo oder zu den Flüchltingen auf Rügen führt, werde ich in Kürze entscheiden.

Zuerst brauche ich noch eine Rügen-Lagebesprechung wegen den dort ankommenden Syrien-Flüchtlingen mit Ilse und Jörg und natürlich noch ein Gespräch mit Simon, der mir eine Entscheidungshilfe für den Kosovo sein kann.

Freitag, 20. November 2015

Sciali di Lauro


Egal, wie wirkungsvoll mein Einsatz im Kosovo war, die gemachte Erfahrung ist unbezahlbar. Ich bin stolz auf meine Fähigkeit, mit meinen, in den letzten Jahren gemachten Erfahrungen, eine Reise in diesem Ausmass im Alleingang bewältigt zu haben. Falls die vielen Kleider wirklich die bedürftigen Menschen erreicht haben, so wie mir versprochen wurde, haben wir unser Ziel erreicht. Vor allem hinterliess das Behindertenheim Eindrücke in mir, die noch lange Zeit nachwirken werden. Soll ich mich von diesem Elend distanzieren und die Kosovaren in die Pflicht nehmen oder soll ich einen weiteren Einsatz planen? Diese Frage werde ich erst beantworten, wenn mein Sohn von seinem bevorstehenden Kosovobesuch zurück kommt. Fakt ist, dass ich mit dem besuchten Behindertenheim wirklich bei der absoluten Armut von Europa angekommen bin. Mein Sohn wird mir erzählen können, ob die Ware im Heim den betreffenden Familien verteilt wurde, oder ob sich die Habgier daran bereichert hat. Das Heim wurde vom Katholischen Pfarramt empfohlen. Ob das ein Garant ist?


Wir haben mehr als genug und trotzdem leben wir oft im Gefühl, zu kurz zu kommen. Es wird uns auch immer eingeredet oder wir reden es uns selber ein. Die defizitgläubige Gesellschaft braucht ein Umdenken, um Zufriedenheit und Dankbarkeit in ihre Herzen einkehren zu lassen. Das ist die hohe Schule des Lebens. Die Frage auch: „Was lasse ich in mein Leben ein und was soll nicht von mir Besitz ergreifen?“

Mit diesen Gedanken schliesse ich die Berichte des ersten Einsatzes „Kosovohilfe vor Ort“ ab. Vielen Dank für das Mittragen und natürlich auch für die Spenden.

Donnerstag, 19. November 2015

Sciali di Lauro

Bis jetzt habe ich mich wenig über die Autofahrt in den Kosovo geäussert.

Die Grenzübertritte waren sehr zeitraubend. Jedes einzelne Auto wurde von den Zöllnern akribisch genau mit Taschenlampen und Spürhunden durchsucht, meistens flankiert von schwer bewaffneten Polizisten. Manchmal sogar bei der Ausreise und 200 Meter weiter noch einmal bei der Einreise. Auch wenn sich die Zöllner bei mir für den Hilfsgüter-Einsatz herzlich bedankten, wurde ich natürlich nicht verschont. Wenn ich nach langem Warten in der Schlang endlich bei den Spürhunden war, kam die einfachste Sache. Den Zöllnern schien es peinlich zu sein, in meinen persönlichen Sachen herumzuwühlen. Nach einem kurzen Blick in mein WOMO und einer langen Untersuchung an der Chassies, wurde ich durchgewunken.


Schlimmer waren die Schlaglöcher auf den italienischen, den albanischen und den italienischen Nebenstrassen. Sobald man die Autobahn verliess, begann die Demontage des WOMOs. Mein Herz blutete. Sogar auf der Autobahn musste aufgepasst werden. Die Brückenübergänge verlangten ein abruptes Abbremsen, sofern man keinen Luftsprung mit einer unsanften Landung in Kauf nehmen wollte. Obwohl ich kaum überholt wurde, war mein Kommentar immer derselbe: "Hast wohl dein Auto gemietet."


Gewöhnungsbedürftig waren für mich die Fussgänger auf der Autobahn. Immer wieder wurden auch Fahrradfahrer und Fuhrwerke erfolglos darauf hinwiessen, dass sie auf diesen Strassen nichts zu suchen hätten.


Der schnellste und sicherste Weg von A nach B scheint es allemal zu sein, da bis heute in der Grenzregion noch nicht alle Minen weggeräumt sind.


Im Wissen darum, wurden Übergänge aufgestellt, von wem auch immer.

Für die Fähre habe ich nur je eine einfache Fahrt gelöst. Abhängig vom Zeitaufwand im Kosovo, konnte ich mich vorgängig nicht auf einen Termin festlegen. Ich bin froh für diese Entscheidung. Ich glaube auch nicht, dass es dadurch teurer gekommen ist. Bei der Hinfahrt habe ich eine Zweierkabine gebucht. Da ich mir eh die halbe Nacht mit dem Computer um die Ohren geschlagen hatte, genügte mir bei der Rückfahrt ein Sitz. Mit 137€ und 131€ war ich dabei. 268€ total scheint mir für ein Wohnmobil und meine Wenigkeit zu dieser Jahreszeit angemessen zu sein. Zum Schlafen werde ich in der Zukunft, über oder unter der Erde, noch genügend Zeit zur Verfügung haben.


Mittwoch, 18. November 2015

Sciali di Lauro


 
Ob ich hier den Winter verbringe? Für 135 € Monatsmiete plus 90 € Stromkosten - das ist ein Gedanke wert.


Sandstrand so weit das Auge reicht und heiterer Sonnenschein. Barfüssig dem Strand entlang gehen und sonnenbaden im November; was will man mehr zur Erholung?


Ich kann das sehr genau sagen:


Weniger Müll ...


und keine Quallen!

Dienstag, 17. November 2015

Sciali di Lauro

Genau das ist der richtige Ort, um mich zu erholen.

http://www.campercontact.com/de/italien/puglia-nw-ba-fg/sciali-di-lauro/8907/wohnmobilstellplatz-area-lido-salpi.aspx

Ich werde einige Tage unerreichbar sein, da es kein WLAN gibt. Also keine Panik bitte. Sobald ich mich wieder kräftig genug fühle, werde ich mich auf den Weg nach Rügen machen. Das heisst, zuerst mein WOMO winterklar einrichten und dann bei Rebekka die gesammelten Kleider einladen. Mal sehen, was mich auf Rügen in Bezug auf die Flüchtlinge erwartet.

Wie schon geschrieben, wird Kosovo wieder ein Thema, sobald ich Geld für die Fahrt und die richtigen Hilfsgüter für das Behindertenheim und die drei kinderreichen Familien im Hazgebiet zusammen habe. Mein WOMO kann auf keinen Fall für eine weitere Kosovoreise eingesetzt werden. In den letzten zwei Wochen hat mein "Zuhause" fünf Jahre gealtert. Die Schlaglöcher haben vernichtend auf das Fahrgestell eingewirkt. Ich werde einen Transporter brauchen. Es wird auf jeden Fall Frühjahr oder sogar Herbst 2016. In unserer schnelllebigen Zeit kann sich auch mein Einsatzort sehr schnell ändern. Sollte Kosovo immer noch Thema sein, werde ich ohne Sprachmittler unterwegs sein und in Ruhe, mit genügend Zeit und ohne das Gefühl, eine Weihnachtsgans zu sein, die Sache angehen. Diese Hetzerei ist nicht mehr meinem Alter entsprechend. Leider konnte ich meinem Sprachmittler gegenüber zu wenig entschieden auftreten. Ich habe in dem kommenden Jahr Zeit, mein Englisch zu verbessern und mein Italienisch aufzufrischen, dann bringe ich mich selber durch. Übrigens ist es manchmal eindeutig besser, nichts zu verstehen und nur in der Mimik und der Gestik der Menschen zu lesen. Worte lenken ab und machen uns oft blind für die Wahrheit.

Die vergangene Nacht habe ich auf der Fähre verbracht. Für 8€ bekam ich ein LKW-Fahrer-Nachtessen; Magronen mit Rindfleischgoulasch. Das habe ich mir redlich verdient. Ausser dem Kebab in Prizren lebte ich seit meinem "Kosovoeinsatz" von meinem Dennerfood... Brot mit Käse und Käse mit Brot, zwischendurch ein Apfel und ein Joghurt. Gestern Abend wollte mir der Küchenchef Käse über mein Essen schütten. Das war dann etwas Käse zuviel. Ich habe dankend abgelehnt.

Dann war da noch ein Sitznachbar, der mir einfach mein Kissen geklaut hat. Der hat allerdings die Rechnung ohne mich gemacht. Als ich den Verlust meines Kissens bemerkte, durchstreifte ich die Sitzbänke, auf denen geschlafen wurde. Das Kissen-Wiedersehen feierte ich, indem ich meinen Besitz dem Frechling einfach unter seinem schnarchenden Kopf hervor riss. Der hat die Welt nicht mehr verstanden, das kann ich euch erzählen. Aber auch ich kann nicht ohne Kissen schlafen, sorry about that.


Montag, 16. November 2015

??? Lezhe oder Bari ???

Die Fragezeichen bleiben für heute bestehen. Ich wurde in der Nacht wieder alleine auf dem Platz eingeschlossen, ohne die geringste Möglichkeit einer Flucht für den Notfall. Das macht mir Angst!

Um 22:00 Uhr geht eine Fähre nach Italien. Ich bin sehr müde und möchte mich eigentlich noch nicht auf den Weg machen. Mal sehen, was der Tag noch bringt.

Nachtrag 15:30 Uhr: Ich sehe viel Arbeit auf mich warten und habe hier im Moment nichts mehr zu tun. Also, frisch auf in Richtung Italien. Vielleicht finde ich dort ein schönes Plätzchen zum Ausruhen an einem wunderbaren Sandstrand.


Sonntag, 15. November 2015

Humanitarian organisation "Hader"

Woman humanitarian Organisation for people with mental disabilities "HADER" Prizren - Kosovo.

Das Behindertenheim für Kinder und Erwachsene: Etwa 20 Bewohner die auch im Heim schlafen und viele behinderte Kinder mit ihren bedürftigen Familien, die das Haus unter der Woche bewohnen und besuchen.


Spielplatz, Wäscheleinen und Parkplatz auf kleinstem Raum.
 

Essraum und Küche, man stelle sich das mal in einer schweizerischen Institution vor!


Und unter der Woche müssen diese Tische und die Stühle noch mit den behinderten Kindern geteilt werden.


Der Aufenthalts- und Therapieraum für Klein und Gross. Gerne würde ich einmal unter der Woche einen Besuch machen, um einen besseren Eindruck zu bekommen. Diemal habe ich keine Zeit, noch zu viele Hilfsgüter warten in Zürich auf die Verteilung.


Eine einzige Badewanne ...


und vier Toiletten (eine davon defekt) befinden sich im ganzen Haus.


Im Männerschlag sind auch noch die desolaten Spiel- und Fitnessgeräte, die dringend erneuert werden müssten, aufbewahrt...


und defekten Rollstühle die wohl kaum jemandem dienen. 


Kleiderschränke sind ein Fremdwort. Oder braucht es gar keine Schränke, angesichts der wenigen Habe die diese Menschen ihr Eigen nennen?


5 ordentlich gemachte Betten... 


und 4 ordentlich gemachte Betten ergibt ein 9 Betten-Frauen/Mädchenzimmer. Wo bleibt die Privatsphäre für diese Menschen?


Die Sitzgruppe ist wegen Platzmangel auch im Frauen/Mädchenzimmer.


Das Büro der Heimleitung

Ich sehe keine dringende Notwendigkeit für Kleider auch wenn diese gerne genommen werden. Die Menschen hier sind es sich gewohnt, armselig umherzulaufen. Was es braucht sind Beschäftigungsmaterialien, Stühle, Kinder-Spielgeräte für draussen und drinnen, Decken für die Winterzeit (es wird im Frauen-Schlafraum mit einem einzigen Holzofen geheizt) Rollstühle und Frottierwäsche.

Lebensmittel und Waschmittel sollten in Prizren eingekauft werden. Die Preise sind 10 x niedriger als in der Schweiz.

Meine Lösung: 

Ich habe noch ein Video-TV-Gerät und eine grosse Kiste voll Walt-Disney-Videos und ein Kinderdreirad.

Wer spendet einen Töggelikasten, Kinder-Dreiräder, Fitnessgeräte, nonverbale Spiele, Holzharrassen für ein Büchergestell, Bastelmaterieal, Frottierwäsche, Klappstühle, eine Toilette, usw. usf.? Für eine weitere Fahrt müsste ich einen kleinen Transporter mieten. Wer bekäme Sonderkonditionen? Bitte melden an: regula punkt unterwegs at gmail punkt com

Sollten all diese nützlichen Dinge noch vor Weihnachten zusammen kommen, inklusive dem Geld für den Transport, werde ich ein weiteres Mal in den Kosovo fahren, um dieses Heim, im meinem und im Namen meiner Freunde und deren Freunde, zu unterstützen. Alleine kann und will ich das nicht tun. Oder doch?


Prizren im Kosovo

In der Nacht um 0:30 Uhr bekam ich Besuch. Es wurde ans WOMO geklopft. Gut habe ich mir noch die Polit-Berichte der Attentate in Paris angesehen, sonst wäre ich zu Tode erschrocken. Mehr erschrecken kann man ja eigentlich gar nicht, angesichts der Tragödie in Paris. Bei mir stand die Polizei vor der Tür. Diese Herren haben wohl nicht erwartet, von einer Frau in Unterhosen und T-Shirt empfangen zu werden. Schock gegen Schock! Das nenne ich ausgleichende Gerechtigkeit.

Ok, da ich sehr höflich und rücksichtsvoll behandelt wurde, schlüpfte ich in meine Kleider und liess mich dazu bewegen, zur Aushändigung meiner Ausweispapiere aus dem WOMO zu steigen. Obwohl ich das Angebot einer Zigarette ausschlug, sprachen wir dann noch über Gott und die Welt. Zum Abschied bestätigten mir die Sicherheitsmänner und der Polizist, der wohl beim Anblick des WOMOs zu Hilfe gerufen wurde, dass ich mich auf dem bestbewachten Platz von Prizren befände. Beruhigt legte ich mich ins Bett; nicht etwa zum Schlafen, sondern zum Denken.

Es muss sich etwas verändern. Alleine kann ich also nicht nach Malisheva fahren, wo sollen wir dann bedürftige Menschen finden? Habe ich diese teure Fahrt umsonst gemacht?

Gestern Abend sprach ich im Einkaufscenter noch lange mit Abdul (den Namen habe ich aus Sicherheitsgründen geändert). Um sein Studium zu finanzieren arbeitet er als Verkäufer. Seine Meinung über seine Landsleute fiel nicht gerade löblich aus. Am liebsten würden die meisten Männer Kaffee trinken, nichts tun und nach Deutschland, Österreich oder in die Schweiz reisen, um vom Sozialgeld zu leben. Sein Vater sei in der Kriegszeit in die Schweiz geflüchtet und hätte, wie die Schweizer übrigens auch, für seinen Lohn hart arbeiten müssen. Zurück im Kosovo ermahne er seither alle Landsleute, hart zu arbeiten, um für den Kosovo den Standard der wohlhabenden Länder zu erreichen. Ich bin beeindruckt. Die Idee, in der katholischen Gemeinde nachzufragen, wer Hilfe benötige, fand er gut. Er schämte sich aufrichtig für mein Problem, keine wirklichen Abnehmer für die Hilfsgüter gefunden zu haben.

Um 10:00 Uhr kam mein Begleiter. In der Zwischenzeit hat er vom Pfarrer die Adresse eines Behindertenheimes bekommen, das dringend Hilfe benötigt. Seine Frau hat schon in diesem Heim gearbeitet. Tönt gut. Trotzdem ein grosses Fragezeichen an sein Verhalten. Weiss er überhaupt, was bedürftige Menschen sind, wenn er sich mit Hilfsgütern für bedürftige Menschen eindeckt. Warum führte er mich nicht schon gestern an diesen Ort?



Link zu einem Bericht im "gazetaexpress": http://www.gazetaexpress.com/lajme/rrefimi-per-humanisten-qe-kujdeset-per-femijet-me-aftesi-te-kufizuara-mendore-77122/?archive=1 

Fotos: https://plus.google.com/photos/105188638718646371033/albums/6115102412614272881

Es lag um die Ecke. Übers Wochenende sind nur die Erwachsenen im Haus, unter der Woche kämen dann viele Eltern mit ihren behinderten Kindern. Die Leiterin (Direktorin) und ihr Mann wurden gerufen und trafen kurze Zeit später ein. Ja, jetzt war ich an der richtigen Adresse. Wir konnten die ganze Ladung abgeben. Dankbar oder nicht ... keine Ahnung.


Die Forderungen an die reiche Schweizerin kamen postwendend. Sie benötigen einen Motor für das Fahrzeug, das gespendet wurde und nicht mehr fährt, am liebsten würden sie gleich mein WOMO übernehmen um damit zum Picknicken fahren zu können, Geld, Geld und nochmals Geld um Mitarbeiter zu finanzieren. Mir behagt diese Habgiermentalität nicht.

Noch ein Wort zu den Türken. Die türkische Armee vor Ort liefert das Mittagessen für die Heiminsassen. Die Schweizer würden die kosovarischen Mitarbeiter schlechter bezahlen als dies die Türken tun. Politisch gesehen täten sie dies jedoch nur, weil sie in absehbarer Zeit den Kosovo sowieso einverleiben wollen. Sei es wie es sei. Politische Statements sind nicht meine Aufgabe. Ich beurteile die Gegenwart aufgrund von dem was ich sehe und erlebe, unter Einbezug meiner Kenntnisse von Vergangenheit und Zukunft.


Der Sprachmittler lud mich danach ein, seine Familie zu besuchen. Er hat 4 Mädchen und ist vom Schweizer Militär als Übersetzer angestellt. Momentan lebt er noch in einer kleinen Wohnung im Elternhaus. Sobald auch das Haus seines zweiten Bruders fertig gebaut ist, zieht dieser mit seiner Familie aus dem Elternhaus aus und er hat mit seiner Familie endlich mehr Platz.


Die drei Häuser sind an den Hang gebaut, mit einer wunderbaren Sicht auf Prizren.


Von seiner Frau und den vier Mädchen, die sich in den neuen Kleidern präsentierten, wurde ich herzlich empfangen. Bei Kaffee und Süssigkeiten plauderten wir noch über dies und das. Um 14:00 Uhr machte ich mich wieder auf den Weg zurück nach Albanien. Etwas sehr früh, ich musste erst kurz vor der Torschliessung um 21 Uhr auf dem Stellplatz sein.


Die Zeit hätte ich eigentlich noch gerne genutzt, um Amselfelder Wein einzukaufen und nochmals einen Kebab zu essen. Leider kam es mir zu spät in den Sinn, dass die Verabschiedung von meinem Guide nicht geheissen hat, dass ich sofort zurückfahren muss. Manchmal denke ich etwas langsam oder vielleicht waren es einfach die vielen Eindrücke, die in so kurzer Zeit auf mich einschlugen.

Bis anhin konnte ich mir meine Reiserei und die von mir geleisteten Unterstützungen nur leisten, weil ich meine Ansprüche aufs Minimum reduziert und teilweise auch ohne festen Wohnsitz gelebt habe. Meine Freunde haben mich auch immer wieder grosszügig unterstützt. Ich weiss sehr genau, was Armut ist. Ausser den drei Familien zuhinterst im Haztal und den Jugendlichen im Behindertenheim habe ich im Kosovo keine Armut gesehen, für die es sich lohnt, nochmals in den Kosovo zu fahren.

1. Nachtrag!!! 
... bis dahin habe ich im Kosovo keine Armut gesehen... ausser... die drei Familien und das Behindertenheim. Mir war klar: Mein Guide gehört zu dieser Sorte Mensch, die im Defizitdenken hängen geblieben sind.

Wer zwischen den Zeilen Informationen findet, hat bekanntlich mehr vom Lesen.

2. Nachtrag: 
Das war die Aufforderung, zwischen den Zeilen zu lesen, dass ich 1. Nachtrag erkannt hatte.

Samstag, 14. November 2015

Hoqë e vogël


Der Tag begann schon hoch interessant, respektive sehr nervig. Ich habe um 10 Uhr mit dem Sprachmittler an der albanisch/kosovarischen Grenze abgemacht. Das hiess früh aufstehen und rechtzeitig abfahren. Bei den gegebenen Strassenverhältnissen rechnete ich für die 90 Kilometer und den Grenzformalitäten mit 3 Stunden. Also Abfahrt um 7 Uhr.


An mir sollte es nicht liegen. Genau um 6:50 Uhr startete ich durch. Allerdings kam ich nicht weit. Das Tor war in der Nacht geschlossen und verriegelt. Dabei habe ich es gestern ganz genau kommuniziert. Der Typ sagt einfach durchs Band ja, ja, ja, aber verstanden hat er wohl gar nichts. Ich stand also hinter dem Tor. Was war zu tun. Ich war mutterseelenalleine. Das hiess, dass ich in einem Notfall nicht einmal wegfahren konnte. Die spinnen doch!!!

Ich hupte...ich rüttelte am Tor... ein riesiger Lärm...niemand scherte sich darum. In der folgenden halben Stunde gingen viele Leute am Tor vorbei, aber niemand konnte mir weiterhelfen. Ich veranstaltete weiterhin einen riesigen, wirklich nicht überhörbaren Lärm. Was soll das? Endlich kam ein Mann vorbei, der den Arbeiter des Stellplatzes kannte. Er ging zum Hause dessen Bruders. Dieser telefonierte nicht sofort dem Zuständigen, sondern bemühte sich gemütlichen Schrittes zum verschlossenen Tor um die Misere persönlich zu begutachten. „Scheisse!!!! Macht mir endlich das Tor auf!!!“

Mit einer Stunde Verspätung konnte ich dann endlich losfahren. Ich wollte sofort den Sprachmittler anrufen, um den Termin zu verschieben, als zufällig mein Blick auf die Autouhr fiel. 6:55 Uhr. Wie kann das sein? Aha, ich hatte meinen Wecker nicht auf die Winterzeit zurückgestellt. Also, alles im grünen Bereich.

Die Fahrt war sehr mühsam und anstrengend. Obwohl es meistens über die Autobahn ging, war ich meiner Autoachsen nie ganz sicher. Die vielen Brückenübergänge schlugen jedes mal vernichtend auf die Achsen ein. Sie waren gut signalisiert und da ich um diese Zeit beinahe alleine unterwegs war, konnte ich abbremsen und diese Schlaglöcher mit gemässigtem Tempo überfahren. Meinem total überladenen Auto bekamen diese Schläge natürlich trotzdem überhaupt nicht; ob mit 20 oder mit 40 Stundenkilometern spielte da keine grosse Rolle mehr.

Endlich kam ich an der Grenze an. Die Zöllner behandelten mich sehr höflich. Klar musste ich noch diese zusätzliche Autoversicherung abschliessen und die Passkontrolle über mich ergehen lassen, aber in Bezug auf die Freundlichkeit könnte sich mancher Schweizer Zöllner eine Scheibe abschneiden. Unglaublich...wie schon auf der Fähre bedankten sich die Männer für die Hilfsgüterlieferung und meine Arbeit.


Mit dem Sprachmittler, der mich auf der kosovarischen Seite der Grenze erwartete, fuhren wir zuerst mal in ein Restaurant um etwas zu trinken und um uns über das weitere Vorgehen zu besprechen. Wir einigten uns auf die Dörfer die wir anfahren wollten. Der junge Mann bekam grosse Augen, als er die tollen Jacken und Schuhe sah. Ganz glücklich zog er sich eine der teuersten Markenjacken über. Er hat einen guten Blick für Qualität. Wie ich bald erfahren sollte, haben die Menschen im Kosovo allgemein einen guten Blick für Qualität.

Im Dorf Hoqë e vogël wurden wir mit Begeisterung aufgenommen. Wie ja schon in einem früheren Bericht erwähnt, handelt es sich hier um ein Dorf, in dem im Krieg gerade mal ein Mann überlebt hat. Er überlebte, weil er sich bei der Hinrichtung der Männer geistesgegenwärtig tot gestellt hatte. Er ist jedoch psychisch ein Wrack und vegetiert durch sein "geschenktes" Leben. Eine traurige Geschichte, ja eine fürchterliche Geschichte aber auch Politik, die ich nicht beurteilen kann. Die erste Frau, die von meinem Begleiter angesprochen wurde, erklärte sich und ihre Familie als hilfebedürftig. Bei besagtem Mann handelt es sich um ihren Ehemann.

Die Begeisterung beschränkte sich auf diese Familie, deren Oberhaupt überlebte und schon zweimal vor dem europäischen Gerichtshof als Zeuge aussagen musste. Ich nehme an, dafür wurden sie entschädigt. Die Frau dirigierte uns zu ihrem Haus und dann begann das Einkleiden. Die Jugendlichen waren sehr denkbar und höflich, aber die Familienchefin bekam den Hals nicht voll und wurde so unverschämt, dass ich den Sprachmittler bat, zusammenzupacken und weiter zu ziehen. Im gleichen Ort suchten wir dann erfolglos weitere Hilfebedürftige. Simon hatte Recht mit seiner Aussage, dieses Dorf sei unterstützt worden und gehöre längst nicht mehr zu den Ärmsten des Landes.

Klar mussten wir Familien finden, die keine Verwandten im Ausland haben, von denen sie unterstützt werden. Mein Reisebegleiter meinte, die Clans untereinander würden vorbildlich füreinander aufkommen. Wie ich erlebte, ist er selbst dafür das beste Beispiel. Seine Familie bewohnt drei nebeneinander liegende Häusern. Für diese Familien ist gesorgt. Trotzdem hatte er keine Hemmung, sich auch für seine Brüder und deren Familien aus den mitgebrachten Hilfsgütern einzudecken. So funktioniert es hier.


Wir fanden dann weit hinten im Haztal dei wirklich arme Grossfamilien. Leider hatte ich für die Kinder zu wenig Kleider dabei. Sollte ich nochmals in den Kosovo fahren, brauche ich dringend Kleider für Knaben und Mädchen im Alter von 6 bis 12 und Lernmaterial, Papier, Buntstifte, nonverbale Spiele, Fahrräder für den Schulweg, Frotteewäsche, Schuhe...usw.


Wir verliessen die glücklichen und dankbaren Kinder. Später bedauerte ich, ihnen nicht mehr zurückgelassen zu haben.

Die letzte Familie die wir aufsuchten enttäuschte mich sehr. Sie bekamen zwar die beiden Fahrräder, aber ausser dem Vater war eigentlich niemand dankbar. Die Kleider waren ihnen zu gross oder nicht schön genug und es wurde ein Gesicht gezogen, als ob wir ihnen Abfall aufschwatzen wollten. Dahin werde ich kaum ein zweites Mal fahren.

Im Prizren assen wir noch ein unglaublich frisches und leckeres Kebab für 1.50€ und tranken dazu einen Blaubeerensaft für 50 Cent. Mein Begleiter fuhr dann nach Hause und ich blieb auf dem Parkplatz eines grossen Kaufhauses. Es war noch früh und so wagte ich einen Rundgang durch das Einkaufscenter. Meine grossen Augen hättet ihr sehen sollen. Da gab es alles, einfach alles. Und die Preise! Ich frage mich ernsthaft, ob ich nicht eine Hilfsgütersammlung vom Kosovo in die Schweiz machen sollte. Ortsansässige meinte zwar, die Qualität sei nicht gut, aber ich denke eher, die Qualität stimmt schon, nur handelt es sich nicht um Markenartikel.

Fazit dieses Tages: Ich habe im hintersten Dorf eines Tales drei Familien angetroffen, die wirklich bedürftig und für jede Gabe dankbar waren. Ansonsten kann ich hier nicht von Armut reden. Gemessen an der Kaufkraft geht es den Leuten hier in Prizren besser als vielen Schweizerfamilien. Hat mir das nicht schon Simon gesagt?

Ich muss dringend meine Einstellung ändern und eine Zielgruppe für die vielen Hilfsgüter, die noch im WOMO sind, finden,. Mein Sprachmittler will nicht mit nach Malisheva kommen und alleine dahin zu gehen sei zu gefährlich. Dieses „zu gefährlich“ habe ich jetzt dann gehört. Immerhin bin ich unbeschadet im Kosovo angekommen und mitten in Prizren auf einem belebten Parkplatz zu übernachten scheint mir um einiges gefährlicher zu sein, als die Dörfer in Malisheva aufzusuchen. Aber ich will mir dann keine Vorwürfe machen lassen. Ich vermeide zu provozieren.

Camping Riviera Rruga Lezhe


Unglaublich, es sieht hier in Albanien aus, wie vor 40 Jahren in Italien. Abfall am Strassenrand und mitten drin Hunde, die nach etwas Essbarem suchen. Schlaglöcher, die mir auch mit 20 Stundenkilometern beinahe das WOMO auseinander reissen. Menschen sind auf der Autobahn unterwegs und Rollerfahrer kommen von allen Seiten daher. Überall Polizei am Strassenrand und trotzdem fährt jeder, wie es ihm passt. ABER... ich habe noch nie so viel Rücksichtnahme auf den Strassen erlebt, wie hier. Augenkontakt und Handzeichen sind an der Tagesordnung. Raser sind eine absolute Ausnahme. Sehr vorbildlich und einnehmend.

Mein Basislager“ ist jetzt und für die kommenden Einsätze der Camping Riviera Rruga Lezhe Shengjin Albanien. Dieser Campingplatz bietet alles, was ich für einen Basislager-Zwischenstopp brauche.


Toilette und Dusche in einem Raum. Das nenne ich effizient.

Waschmaschine, Dusche, Strom, Abwaschmöglichkeit, Backofen und WLAN im dazugehörenden Café. Tönt gut, ich sag dazu: “Besser als nichts.“ Der Preis von 10€ für den Platz ist im Vergleich zu Deutschland absolut überrissen, jedoch konkurrenzlos; was will man machen?


Sollte nicht bald der Winter einkehren, verfault das Wasser in den Becken. Prost, diesen Gestank möchte ich nicht erleben.

Meine Orte in Kosovo liegen zwischen 130 und 150 Kilometer entfernt. 300 Kilometer ist eine Distanz, die ich an einem Tag zurücklegen kann. Mein Sohn meinte, in Kosovo würde es für mich sehr schwierig, mein WOMO irgendwo abzustellen. Also fahre ich nötigenfalls am Abend einfach wieder zurück nach Albanien ins Basislager. Sollte sich im Kosovo jedoch eine Übernachtungsmöglichkeit anbieten, werde ich sie selbstverständlich nutzen.

Trotz allen negativen Vorhersagen fühle ich mich bis jetzt, auch als allein reisende Frau, sicher. Die Leute behandeln mich sehr respektvoll und gastfreundlich.

Noch ein Wort zu den Benzinpreisen: Das nächste Mal fahre ich mit vollem Tank aus Deutschland in die Schweiz, aus der Schweiz nach Italien, aus Italien nach Albanien und aus Albanien in den Kosovo. Übrigens sind die Preise in Albanien mit Deutschland und der Schweiz vergleichbar. Der Diesel ist hier mit 1.70 € teuer. Wie es mit den Lebensmittelpreisen aussieht, kann ich noch nicht sagen. Seit ich die Schweiz verlassen habe, lebe ich von Brot, Käse, Äpfel und Joghurt aus dem Denner, einer Lebensmittelkette in der Schweiz.

Freitag, 13. November 2015

Stellplatz Shengjin Albanien

Heute früh machte ich mich ans Sortieren der Kleider. Mich traf beinahe der Schlag. Was sich da in meinem WOMO angesammelt hat, geht in keine Kuhhaut, in diesem Fall wohl eher in kein WOMO.


Das jedenfalls dachte ich, nachdem die 37 Säcke à 36 lt. vor dem Womo ausgebreitet waren. Schliesslich war das WOMO in diesem Moment überhaupt nicht leer.

Drinnen wateten noch Decken, Jacken, Esswaren, Plüschtierchen und irgendwo sollte ich noch sitzen und schlafen können. Nein, es ist nicht Zeit um an den italienischen Stränden Ferien zu machen. Mal sehen, ob ich auf dem Rückweg Zeit dafür finde. Mehr Platz werde ich bestimmt haben;-)


37 Säcke à 36 Liter Kleider und dazu kommen noch einige Wenigkeiten:
3 IKEA-Taschen voll Schuhe,
ca. 10 Wolldecken,
ca. 25 Winterjacken für Erwachsene,
2 Fahrräder,
1 Buggy, 1 Einkaufswagen,
diverse Schul- und Sporttaschen
1 grosse Box mit Süssigkeiten
1 grosse Box mit Lebensmittel wie Spaghetti, Reis, Mehl, Zucker usw.

Wie verstaue ich das alles wieder?

Es hat geklappt! Und morgen treffe ich mich mit dem einheimischen Sprachmittler an der albanisch/kosovarischen Grenze. Er ist ein guter Kollege von meinem Sohn und wird mich an die richtigen Plätze führen. Es ist der junge Mann mit den aufmunternden Worten: 

"Ich mich auch und das mit deine mama hammer geil da mache ich gern mit".

Donnerstag, 12. November 2015

Stellplatz Shengjin Albanien

Warum ich eine Kabine dazugebucht habe, weiss ich auch nicht. Sie würde nur 17 € zusätzlich kosten. Gut, dafür hatte ich fliessendes Wasser und konnte mich endlich wieder einmal waschen. Schlafen durfte zugunsten der Internetverbindung vernachlässigt werden. Zudem schien die albanische Nonna, mit der ich das Zimmer teilte, von einem Unfall her sehr starke Schmerzen zu haben. Sie stöhnte und wälzte sich im Bett herum. Ich wollte ihr erfolglos eines meiner Schmerzmittel aufschwatzen. Also buchte ich noch eine weitere Runde Internetzugang und verzog mich in die Bar.


Heute ging die Reise 70 Kilometer weiter, von Bari nach  Lezha. Mindestens einen Ruhetag habe ich mir verdient. Ich stehe auf dem Campingplatz  

Riviera Rruga Lezhe Shengjin in Albanien. Übernachtungskosten: 10€ plus Strom 2.50€, sonst alles inkl. WLAN in der Bar.


Morgen halte ich mich still. Ich werde bei dieser Gelegenheit die Kleider besser sortieren und mich in der Umgebung umsehen. Apropos Kleider: Ich persönlich habe in meinem Leben noch nie so kostbare Kleider besessen, wie ich sie jetzt in den Kosovo bringe. Ich staune!

Es geht mir gut und ich bin auf meinem vorgesehenen Weg unterwegs. Im Vorfeld wurde ich vor dem gefährlichen Kosovo gewarnt. Für mich leben hier Menschen wie du und ich, und vor allem Menschen, die unserer Hilfe bedürfen. Danke, dass ihr mich so unterstützt. Vorläufig sehe ich keinen Grund, meinen Alleingang abzubrechen. Es wird mir sehr viel Sympathie und Unterstützungswille entgegengebracht.

Wenn ich all die schönen Kleider an den richtigen Platz bringen kann, bin ich mit meinem Einsatz zufrieden.

Mittwoch, 11. November 2015

Überfahrt Bari (Italien) nach Durrës (Albanien)


Länger vorbereiten, besser vorbereiten, versus entscheiden und handeln.

Ich habe mich für Letzteres entschieden und bin gut unterwegs. Natürlich sind da die Sprachbarrieren und bekanntlich bedeuten andere Länder auch andere Sitten. Die Welt ist jedoch kleiner geworden und immer wieder treffe ich auf Menschen, mit denen ich mich unterhalten kann. Zum Beispiel mit den beiden Kosovaren auf der Fähre von Bari nach Durrës. Beide leben in Zürich und sind auf einem Heimaturlaub. Bei dieser Gelegenheit bekam ich auch gleich den Namen eines Dorfes, das auf Hilfe angewiesen ist.

In Hoqë e vogël würden vor allem sehr arme Frauen mit Kindern leben, deren Männer im Krieg umgekommen sind und die niemanden haben, auf dessen Hilfe sie zählen könnten. Bestimmt werde ich vor Ort noch mehr erfahren. Jedenfalls fahre ich mal da hin und sehe mir das aus der Nähe an.

Einer der Kosovaren hat mir seine Telefonnummer gegeben. Wenn ich Hilfe brauche...

Dienstag, 10. November 2015

Autobahnraststätte irgendwo


Ich habe nicht nur den Kanton, sondern auch das Land gewechselt. Im Lebensmittelgeschäft wurde ich begrüsst, als ob ich ein Teil aus einer Asterix-Geschichte wäre: „Salve!“ Erschrocken schaute ich den Grüssenden an und atmete erleichtert auf, als mir nicht Asterix, sondern ein ganz normaler Italiener gegenüber stand. Natürlich, ich bin in Italien angekommen und hier pflegen die Menschen Italienisch zu sprechen. Noch einiges mehr entspricht den italienischen Gepflogenheiten. Grundsätzlich befürworte ich die Homöopatie. Wenn mir jedoch mein Frühstückskaffee in homöopatischer Dosierung verabreicht wird, werde ich ungehalten. Die spinnen doch, die Römer.

Und erst wie die Auto fahren. Jegliches Anhalten verboten scheint erst recht zum Parkieren zu animieren und Geschwindigkeitsbegrenzungen gehen die Italiener nur wirklich rein gar nichts an. Coole Typen!


Habe ich es schon erwähnt? Ich schrieb vor einigen Tagen: "Es hätten auf dem Fahrradträger noch 2 Velos und ein Kinderwagen Platz."  
"Here they are!"
Heute Abend war ich so müde, dass ich irgendwann, irgendwo mein WOMO einfach auf einen Parkplatz auf der Autobahn, zwischen Pescara und Bari, abgestellt, die Kleidersäcke von meinem Bett geworfen und mich hingelegt habe. 

Montag, 9. November 2015

Reggio Emilia

Die letzten Vorbereitungen liefen am Vormittag. Eine Reserve-Gasflasche (in der Schweiz kann eine Gasflasche mit der Depotkarte wieder zurückgegeben werden) kommt trotz meinem Benzin-Aggregator und dem wunderschönen Wetter mit.


Zwar bleibt es, laut Wettervorhersage, vorläufig noch trocken und warm, aber wir haben November und es kann schnell umschlagen.


Ich brauchte auch noch 35 Liter-Säcke, um die Kleider etwas geordneter einräumen zu können und vor allem wegen meinem Rücken.

Unproblematisch und kaum merkbar fuhr ich kurz vor Mittag über die Grenze nach Italien. Von Bari an werde ich bei einem Grenzübertritt wohl mehr Action haben. Ich weiss! Na klar habe ich Angst! Aber ich lasse mich nicht von der Angst, sonden von meinem Mut, von meiner Vernunft und dem Wissen um meine Fähigkeiten leiten. 

Ich persönlich möchte meinen Beitrag im Kosovo leisten, in einem Land, das bei der breiten Öffentlichkeit in Vergessenheit gerät, weil jetzt die Kriegsflüchtlinge wichtiger geworden sind. In denjenigen Ländern, die den Flüchlingsstatus verloren haben, wird Hilfe zur Selbsthilfe längerfristig die Lösung sein. Wenn ich friere und Hunger leide, kann ich mich nicht aufraffen, etwas Konstruktives zu leisten. Für mich stellt sich nicht die Frage, ob das Huhn oder das Ei zuerst da war. Jetzt ist jetzt. Lernen und arbeiten kann ich nur, wenn meine Grundbedürfnisse gestillt sind.

Gestern schrieb ich noch eine E-Mail an die AWO (Arbeiterhilfswerk). Diese deutsche Organisation hilft zurückgewiesenen Kosovaren in ihrer Heimat wieder Fuss zu fassen. Der Bericht in der deutschen Tagesschau: https://www.tagesschau.de/ausland/kosovo-heimkehrer-101.html. Hilfe vor Ort, genau so wie ich das verstehe.

Herzlichen Dank für euer Vertrauen und die Unterstützung.

Die italienische Polizei half mir, einen Übernachtungsplatz zu finden, da der WOMO-Stellplatz wegen eines Fussballspiels von den Fans besetzt war. Polizei, dein Freund und Helfer, wie's im Büchlein steht. Vielen herzlichen Dank!

Sonntag, 8. November 2015

Melide Swissminiatur

Programmiert:
Meine erste Rast ist in Monteceneri geplant. Ob ich soweit komme, hängt natürlich vom Verkehr ab. Jedenfalls will ich den Sonntag ohne LKWs nutzen, um ins Tessin zu kommen.

16:45 Uhr
Im Moment bin ich zwar nicht weiter als bis zur Gotthard-Raststätte gekommen. Ich habe seit ein paar Tagen wieder ziemliche Probleme mit dem Herzen und muss dieses schlagende Teil etwas bemuttern.

Trotzdem, ich bin überzeugt, auf zweierlei Arten auf dem richtigen Weg zu sein; dass ich mich überhaupt auf dem Weg gemacht habe ... und dass mich mein Plan nach Kosovo bringt.


Heute war ich wie vorgesehen bei Rebekka in Zürich. Unglaublich, wie spendefreudig die Menschen sind. Es kamen die schönsten Kleider und Schuhe zusammen. Ich konnte gar nicht alles mitnehmen.


Eine Kontoübersicht ist momentan nicht möglich, ich weiss aber von einigen Geldbeträgen, die in den letzten Tagen eingegangen sind; diese helfen allenfalls, eine weitere Fahrt zu finanzieren. Allen Spendern meinen herzlichsten Dank! Ich danke auch den vielen lieben Menschen, die mich auf meinem einsamen Weg mit guten Gedanken begleiten.